Leichte Schritte. Rachel kommt ins Zimmer mit zwei Spritzen in der Hand.

So wird, am Ende aller Tage, der Messias aussehen: Das Gesicht von Rachel, hübsch und rötlich, er wird einen weißen Kittel tragen mit ausgewaschenen Blut- und Eiterflecken, er wird einen leichten Duft von Chloroform und Desinfektionsmitteln verströmen und in der Hand wird er zwei Spritzen tragen.

"Schon ein Uhr nachts?", frage ich.

"Ja", antwortet sie. Die Spritzen dienen mir als Uhr. Früher hatte die Uhr einen einzigen Zeiger und die Sonne drehte sich darum. Meine moderne Uhr hat zwei neue Zeiger. Einer ist mit Penizillin gefüllt, der andere mit einem Schmerzmittel. Alle drei Stunden machen sie jeder einen Sprung, nacheinander.

"Gut geschlafen?", fragt sie und setzt die erste Spritze.

"Ich hab kein Auge zugemacht."

"Du schwindelst. Du hast die ganze Zeit geschlafen. Ich habe es selbst gesehen."

"Wirklich nicht. Ich habe nur nachgedacht."

"Worüber?"

"Alle möglichen Dinge."

"Dann denk nicht", sagt sie und gibt mir die zweite Spritze. Ich spüre sie kaum.

"Bleib hier", bitte ich sie.

"Ich bin die ganze Zeit hier", tröstet sie mich. "Du musst schlafen. Wenn du es willst, kannst du auch schlafen. Nur denk an nichts. Zähle Schafe."

Schafe ... Herde ... Raub ... "Ich will nicht an Schafe denken."

"Dann zähle etwas anderes. Oder zähle gar nichts. Denke an den Schlaf. Denke, dass du schläfst. Das ist Autosuggestion. Benutze deine Fantasie. Konzentriere dich. Denke daran, dass du

schläfst, deine Mutter steht neben dem Bett, du bist ein kleiner Junge und schläfst..."

Ich möchte über das Schlafen nachdenken. Ich schlafe, ich schlafe, ich schlafe ...

Ich schlafe in einer Apfelsinenplantage neben dem verlassenen Dorf, das uns als Frontbasis dient. Alle schlafen und schnarchen. Alle - die ganze Kompanie. Jene von der Kompanie, die nach die-

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