Seine halbgeschlossenen Augen blicken in den Himmel, sein wilder Bart macht ihn hässlich, und sein Schnauzer, früher mal der Stolz der Kompanie, sieht aus wie ein verdrecktes Wildgewächs. Ich habe keine Kraft zu diskutieren und decke mich mit dem nassen Hemd wie mit einer Decke zu.

Keiner schläft. Wir liegen nur bewegungslos da. Willenlos auf dem harten Boden. Selbst die spitzen Steine, die sich uns in den Rücken bohren, haben wir nicht beiseite geschoben. Gelegentlich hebt einer den Kopf, horcht in die Gegend und lässt sich wieder zurückfallen. Das ist eine automatische Bewegung. Er meinte, in der Ferne ein Flugzeug zu hören. Etwas hängt in der Luft. Keiner redet darüber. Aber alle denken daran. Ein dumpfes Denken, das nur mühsam bis an den Rand des Bewusstseins dringt.

Waffenruhe!

Heute Abend um sieben könnte eine Waffenruhe beginnen. In

Gedanken buchstabieren wir das Wort. Es hat eine solche Bedeutung, dass wir nicht wagen, es direkt zu denken.

Waffenruhe ist Rettung. Waffenruhe ist Leben. Waffenruhe sind heile Glieder, Waffenruhe ist die Chance, ein Mensch zu bleiben, und sei es nur für ein paar Tage. Waffenruhe ist das Paradies. Das darf man nicht einmal denken, sonst werden wir verrückt. Sonst verlieren wir unseren Verstand. Wir würden schreien und jaulen, uns auf der Erde wälzen und Kopfstände machen - und weinen.

Insgeheim glauben alle, dass es die Waffenruhe geben wird. Wir wollen es glauben! Ein kindlicher, naiver Glaube: Stark, gerade weil wir ihn voreinander (und auch vor uns selbst) verheimlichen. Denn wenn wir darüber reden, wird es an uns Rache nehmen

und die Waffenruhe wird verschwinden.

Wir glauben nicht an Geister. Wir wissen nur ganz bestimmt, dass es sie gibt. Eine ganze Reihe von Geistern umgibt uns, beschützt uns und jagt uns. Es gibt gute Geister, die uns vor Kugeln schützen. Sie stecken in Kopftüchern, in bestimmten Hüten, manchmal auch in Splittern und alten Patronen. Und es gibt böse Geister, die Namen auf Kugeln schreiben.

"Jede Kugel hat ihre Adresse", hat uns Dudu, der Späher, beigebracht, bevor wir in den ersten Kampf zogen. "Schon beim Verlassen der Fabrik steht das Ziel darauf. Daher hat es keinen Sinn, Angst zu haben. Ob du rennst oder ob du auf dem Boden robbst. Deine Kugel wird dich finden. Eine fremde trifft dich nie."

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