nannten wir sie so. Sie wird in Ordnung sein. Ich freue mich, dass ich nicht mehr weit laufen muss. "Dich hat mir der Himmel geschickt", erkläre ich so glaubhaft wie möglich.

"Du lügst!", sie lächelt mich an.

"Nein. Wirklich. Gerade heute Abend habe ich an dich ge-

dacht."

"Schwöre!"

"Ich schwöre! Komm, lass uns gehen."

Sie zögert. "Ich habe eine Verabredung mit einem hübschen Mann."

"Mit wem?"

"Mit einem Offizier aus Jaffa."

"Das ist alles?", frage ich. "Lass den Quatsch." Ich lege meinen Arm um ihre Hüfte.

"Und wo gehen wir hin?"

"Egal", ich mache ein ahnungsloses Gesicht. "Komm, ins Kino."

Während wir gehen, fragt sie nach dem Bataillon. Wir reden über die Fotos, die ich gemacht habe, und ich erinnere sie daran, dass ich sie am Funkgerät fotografiert habe. Sie will die Bilder sehen. Also schlage ich vor, auf dem Weg ins Kino bei mir vorbeizugehen. Alles läuft nach Plan. Ich will keine wertvollen Stunden im dunklen Kino vergeuden.

In meinem Zimmer lege ich ihr einen Haufen Fotos vor.Wäh-

rend sie darin rumstöbert, schenke ich zwei Gläser Arrak ein.

"Nein danke", wehrt sie ab.

"Bist du eine Soldatin oder eine Puppe?"

Sie trinkt ein Gläschen. Das Radio spielt Mozart. Im Schneidersitz setze ich mich vor sie und beginne, die Flasche zu leeren.

Unter den Fotos sind einige, die ich bei dem Massaker vor Latrim aufgenommen habe. Eines davon habe ich etwa hundert Meter von den angreifenden Arabern entfernt aufgenommen, nachdem die meisten unserer Einheiten schon geflüchtet und nur wenige zurückgeblieben waren. Das Foto zeigt vier völlig erschöpfte Männer. Sie tragen eine Bahre, auf der ein Verwundeter liegt. Das Bild wurde mit einer Kamera gemacht, die nicht mehr als drei Lira kostet. Aber es zeigt das Gesicht des Verletzten sehr genau, das von seiner Brust tropfende Blut und die abgekämpften Gesichter seiner Retter.

"Was für ein herrliches Bild", sagt Jucki.

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