Mittagessen!

Wenn dieses Wunderwort erklingt, quillt eine Menschenmasse

aus den Zelten:Vor dem Essenszeit bildet sich eine riesige Schlange und macht einen Höllenlärm. Der Diensthabende, einer der "Zöglinge", der diesen ehrenvollen Posten jeweils 24 Stunden bekleidet, versucht vergeblich, seine Führungsqualitäten zu demonstrieren und halbwegs Ordnung in die quatschende, fluchende, lachende Schlange zu bringen.

Jamus und ich kommen als Letzte aus unserem Zelt. Wir schiendem langsam auf die Küche zu, Essgeschirr haben wir nicht dabei.

"Ekelhaft, wie die Leute sich in der Schlange drängeln!", bemerkt Jamus möglichst lautstark.

"Herdentrieb", erkläre ich herablassend.

Die Letzten der Reihe werfen uns wütende Blicke zu, die wir nicht beachten. Wir umkreisen das Küchenzelt und begeben uns in das Allerheiligste, nehmen uns Essgeschirr, das den Offizieren Vorbehalten ist, und treten durch den zweiten Eingang in den Vorraum, in dem die Küchenhelfer das Essen an die Ersten in der langen Schlange verteilen.

"Aha! Der Adel erscheint!", schreit einer vom Ende der Schlange. Jamus blickt ihn kühl an, lässt sich aber nicht zu einer Antwort herab.

"Würdet ihr hier bitte verschwinden und euch ans Ende der

Reihe stellen?", fragt der Diensthabende.

"Schschsch! So redet man nicht mit künftigen Brigadekom-

mandanten", belehrt ihn der dicke Joshea. "Würden Hochwohlgeboren uns eventuell die Ehre erweisen und heute mit den einfachen Leute das Stehen in der Schlange üben?"

Diese Zeremonie findet dreimal täglich statt. Alle wissen, dass wir nicht in der Schlange warten werden, und alle haben sich längst damit abgefunden. Würden wir uns plötzlich anstellen, würden sie sich geradezu betrogen fühlen. So, als würde man ihnen einen der Lehrfilme über den Häuserkampf ohne den üblicherweise danach kommenden Zeichentrickfilm zeigen.

Eigentlich haben wir nichts dagegen, in der Schlange zu stehen. Aber irgendwie hätten wir das Gefühl, unsere Jeepkompanie zu verraten, die wir hier, sozusagen offiziell, vertreten. Adel verpflichtet schließlich! Bei uns in der Kompanie steht niemand Schlange. Wer stärkere Ellenbogen hat, bekommt seine Portion zuerst. Nur

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