DER KRIEG, DEN NIEMAND WOLLTE

Ich hatte bis spät in die Nacht hinein gearbeitet und lag noch im Bett, als die Sirenen aufheulten.

Im ersten Augenblick begriff ich nicht, was das für ein Geräusch war. Es überraschte mich. Dann sagte ich: "So, es hat also angefangen." Ich wusste zwar, dass der Krieg kommen musste, aber ich hatte nicht erwartet, dass er gerade an diesem Tag ausbrechen würde.

Meine Frau meinte, wir sollten in den Luftschutzbunker gehen. Sie war auf diesen Bunker sehr stolz, denn als Mitglied des Hauskomitees hatte sie vor wenigen Tagen den Auftrag bekommen, ihn für den Kriegsfall in Ordnung zu bringen. Bis dahin hatten wir den Bunker nicht ernst genommen und ihn als Lagerraum für alle möglichen Dinge, die wir nicht brauchten, benutzt. Jetzt war er sauber und leer, Wasser und Sandeimer standen bereit.

Ich wollte nicht hinuntergehen. Sogar während des Krieges von 1948 habe ich immer offene Schützengräben geschlossenen Bunkern vorgezogen. Im Übrigen hatte mir vor einigen Tagen ein hoher OfEzier der Luftwaffe versichert, dass im Falle eines Krieges kein einziges feindliches Flugzeug bis Tel Aviv Vordringen würde. In Israel glaubt man an die Versprechungen des Militärs; es sind die einzigen, an die man glaubt.

Ich lag hier in meinem Bett in Tel Aviv statt draußen in einem Schützengraben irgendwo in den Dünen des Negev, weil ich als Mitglied des Parlaments vom Militärdienst zurückgestellt war. Ich glaube, dass nur wenige Männer meines Alters am 5. Juni 1967 noch in Tel Aviv waren. Genau an jenem Tag trat das Parlament wieder zusam¬

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