von sich gab. Wenn der Israeli sein Radio anstellte, hörte er, dass die Stunde der Rache geschlagen habe, dass die zionistischen Räuber allesamt ins Meer geworfen würden, dass Palästina befreit werden würde, dass die Flüchtlinge im Begriff ständen, als siegreiche Armee zurückzukehren und ihr Land wieder in Besitz zu nehmen. Die Zeitungen brachten Aufnahmen von Nasser und seinem Militär-Inspizienten Abd-el-Hakim Amer, wie sie bei der Inspektion einer arabisehen Luftwaffeneinheit auf der Sinai-Halbinsel unbändig lachten. Es sah wirklich trübe aus. Diese Propaganda wäre in einer anderen Situation nur als ärgerlich empfunden worden. Jetzt aber, wo sie von Nachrichtenmeldungen über die Ansammlung von tausend Panzern entlang der Grenze, die Sperrung der Meerenge und den Rückzug der UNO-Truppen begleitet war, betrachtete man sie als Ausdruck einer tatsächlich bestehenden Absicht, als die Erklärung einer arabisehen Politik, die tatsächlich verwirklicht werden sollte.

!Dieser Propagandarummel hatte anscheinend den Zweck, die Israelis durch die große Überlegenheit und Zuversicht der arabischen Armee zu beeindrucken und von einem Angriff abzuschrecken und Nasser einen Sieg ohne Blutvergießen zu sichern. Das Ergebnis war wiederum das genaue Gegenteil. Die Israelis wussten jetzt, dass sie Krieg führen mussten, und die große Armee, die in den kahlen Wüsten des Negev versammelt worden war, wartete mit wachsender Ungeduld und Reizbarkeit auf den Befehl, loszuschlagen. Man kann eine Bürgerarmee nicht lange ohne schweres psychologisches und wirtschaftliches Risiko warten lassen. Die Zeit zählte nicht für die Araber, aber für die Israelis war jede Minute kostbar. Die Entscheidung konnte nicht viel länger hinausgeschoben werden.

Doch am 28. Mai, als die israelische Regierung, die inzwischen ohne Unterbrechung tagte, der Entscheidung ins Auge sehen musste, zögerte sie. Außenminister Abba Eban, gerade von einer Reise zurückgekehrt, auf der er Amerikaner, Engländer und Franzosen zu überreden versucht hatte, die Blockade zu brechen und eine Klärung zu erzwingen, drängte auf Zurückhaltung. Aber Zurückhaltung war nicht populär. Niemand in Israel glaubt, dass Ausländer uns helfen werden zu überle¬

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