ihren Schützengräben lauschten, ging plötzlich auf, dass ihr höchster Führer in dieser schicksalhaften Stunde ein alter, müder, zögernder und stammelnder Parteifunktionär war. Ihre Reaktion war die instinktive, einmütige Forderung nach einer starken Führung.

Die nächsten vier Tage vergingen in Israel damit, dass man versuchte, dieser Forderung irgendwie zu begegnen. Leichte Veränderungen der allgemeinen Situation blieben daher unbemerkt. Am selben Tag, an dem Eshkol seine heute berühmte Rede hielt, veranstaltete Nasser eine Pressekonferenz in Kairo. Zutiefst erschrocken über den bevorstehenden Krieg, suchte er nach einem Weg, sich aus der Schlinge zu ziehen, in die er hineingestolpert war. Er sprach davon, die israelisch-ägyptische Waffenstillstandskommission zu reaktivieren, eine Institution, der man in Israel nur Verachtung entgegenbrachte. Er schlug Vorverhandlungen über das gesamte palästinensische Problem zu eröffnen - nicht mit Israel, dessen Existenz er nicht anerkennt, aber mit den Weltmächten. Er hatte den Amerikanern bereits mitgeteilt, dass er alle Schiffe, auch Oltanker, durch die Meerenge nach Eilat passieren lassen wollte, solange sie keine israelische Flagge trügen.

In Kairo mag man dies alles als weitreichende Bemühungen angesehen haben, die Krise zu entspannen, in denen man so weit gegangen war, wie man nur irgend konnte, ohne sich eine Blöße zu geben. In Jerusalem jedoch fanden solche Erklärungen nicht die leiseste Beachtung. Sie schienen sämtlich irrelevant zu sein, verglichen mit einer Bemerkung Nassers, die dieser so nebenbei hatte fallenlassen, ohne zu ahnen, dass er eine Bombe geworfen hatte; eine Bemerkung, die für arabische Ohren ganz routinemäßig, ja sogar gemäßigt klang: Nasser äußerte in seiner Pressekonferenz, ein Angriff Israels auf Syrien oder Ägypten würde einen Krieg auslösen, dessen Ziel für die Araber nur die endgültige Zerstörung des Staates Israel sein könne. Bei der AtmoSphäre, die zu jener Zeit herrschte - nachdem Radio Kairo Hunderte ähnlicher und noch weitergehender Drohungen gesendet hatte -, verwundert es nicht, dass der erste Teil des Satzes überhört wurde oder als belanglose Verzierung erschien. Was man tatsächlich hörte, war die direkte Drohung, den Staat Israel zu zerstören, also jeden einzelnen, ob Mann, Frau oder Kind, zu vernichten.

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