Eher sollte diese Analogie als eine Lektion verstanden werden, aus der sich nützliche Schlussfolgerungen für unsere zukünftigen Handlungen ziehen lassen. Wie mir einmal Steven Runciman sagte, als wir über diese Analogie sprachen: "Die Israelis sollten meine Geschichte der Kreuzzüge als ein praktisches Handbuch ansehen, wie man es nicht tun soll."

Das Königreich von Jerusalem der Kreuzfahrer scheint sich das Urteil gesprochen zu haben, als es sich allein auf seine überlegene militärische Organisation und Tapferkeit verließ. Doch die erstaunlichen Waßentaten, die die Kreuzfahrer bis ins Innere Ägyptens führten, verführen dazu, die wahren Probleme, die ihr Schicksal auf die lange Sicht hin bestimmten, zu übersehen. Diese gleichen Probleme gelten auch heute für Israel. Ohne die innere Bereitschaft,Teil des Nahen Ostens zu werden, ohne eine Politik, die die Aufnahme Israels in die arabische Völkergemeinschaft zum Ziel hat, wird jede Sicherheit nur von kurzer Dauer sein.

Die Kreuzfahrer nahmen Jerusalem im Juli 1099 und feierten dieses Ereignis mit einem fürchterlichen Massaker, dem gleicherweise Moslems wie Juden zum Opfer fielen, bis sie sich ihren Weg durch Leichen und Blut bahnen mussten, das ihnen bis zu den Knien reichte, wie ein Zeitgenosse, Raymond de Aguilers, berichtet. Der letzte Kreuzfahrer wurde 1291 aus Akka vertrieben.Während dieser ganzen hundertundzweiundneunzig Jahre kannten die Kreuzfahrer trotz vieler Waffenruhen, Waffenstillstandsabkommen und Feuereinstellungen nicht einen Tag wirklichen Friedens. In dieser Hinsicht ist die Analogie zu Israel komplett.

Wenn ich an den Jom Kippur Krieg von 1973 denke, der so plötzlieh und unerwartet ausbrach, fallt mir eine Geschichte aus der Zeit der Kreuzfahrer ein, die mir immer als der wahre Inbegriff der Existenz des Königreichs von Jerusalem überhaupt erschienen ist. Im Jahre 1183, nur vier Jahre bevor die Armeen des Königreichs von Saladin bei den Hörnern von Hattin, einem kleinen Hügel am See vonTiberias, vernichtend geschlagen wurden, wurde eine Hochzeit auf der Burg von Kerak, deren Ruinen heute vom Osten her auf das Tote Meer herabschauen, gefeiert. Der Burgherr, der berüchtigte Reynald,

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