der Mehrheit seiner Regierung im Parlament beigetragen hatten. Als sich kurz vor seinem Lebensende der große alte Mann in der Knesset in ein Gespräch mit einigen linksorientierten arabischen Abgeordneten einließ, entstand eine derartige Sensation, dass kein einziger der Abgeordneten auch nur vorgab, dem unglückseligen Redner des Augenblicks zuzuhören. Dieses Ereignis wurde getreulich von den Pariamentskorrespondenten berichtet.

Soviel über den ersten Schock. Schlimmere sollten noch kommen. Ben-Gurion war erst wenige Tage in dem neuen Land, als er bereits erkannt hatte, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, selbst nicht in dem kleinen jüdischen fischuv. Die ersten vorzionistischen Siedler waren jetzt zwanzig Jahre im Land. Einige waren reiche Plantagenbesitzer geworden. Diese mit der ersten Alija nach Palästina eingewanderten Siedler hatten viele arabische Gewohnheiten angenommen - ähnlich den bereits seit längerer Zeit ansässigen Teilnehmern der ersten Kreuzzüge, die damit die neu aus Europa eintreffenden fränkischen Ritter heftig schockiert hatten. Sie hatten etwas gegen diese neuen Einwanderer mit ihren neumodischen sozialistischen Ideen und ihrer antiarabischen Haltung, ihrer aggressiven Forderung nach Arbeit. Sie beschäftigten lieber die billigen und willigen arabisehen Arbeitskräfte, die nicht wussten, was eine Gewerkschaft ist. Sie verachteten die hebräische Sprache, redeten jiddisch und hatten sogar etwas Arabisch gelernt. (Ein damaliger Witz: Ein neuer Einwanderer trifft in Metulla, einem während der ersten Alija begründeten Dorf im nördlichen Zipfel Palästinas, einen alten jüdischen Bauern, der zusammen mit einem Araber in seinem Garten arbeitet, und fragt ihn auf hebräisch nach dem Weg. Der Bauer wendet sich an den Araber und fragt ihn auf jiddisch: "Ahmed, wus sugt er?")

Ein Abgrund trennte die neuen Pioniere von den Alteingesessenen. Im Mittelpunkt ihrer Auseinandersetzungen stand die Frage, die für viele Jahre das Leitmotiv Ben-Gurions wurde: das Problem der Hebräischen Arbeit.

Die Sozialisten, die Israel in den ersten Jahren des Staates besuchten, zerfielen im allgemeinen in zwei Kategorien: Die meisten werden zu

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