staunenden, kritiklosen Bewunderern, völlig überwältigt von unseren Kooperativen, unseren Moschavim (kooperativen Siedlungen) und Kibbuzim (kommunalen Dörfern). Ganz richtig erkannten sie das Einmalige: eine Lebensform, die frei von Zwang war, ein Stadium freiwilliger Gleichheit, wie es kaum irgendwo sonst auf der Welt realisiert wurde. Andere waren beunruhigt durch das, was ihnen als Unterordnung des Sozialismus unter den Nationalismus erschien. Noch bis 1965 lautete der offizielle Name der Histadrut: "Allgemeine Vereinigung hebräischer Arbeiter in Erez Israel", eher eine national-religiöse als eine gewöhnliche territoriale Bezeichnung. (Als das Wort "hebräisch" dann endlich gestrichen wurde, war David Ben-Gurion deijenige, der am heftigsten widersprach.) Bis damals nahm die Histadrut keine Araber als Mitglieder auf. Die beiden Aspekte der zionistisch-sozialistischen Bewegung waren nicht nur miteinander verknüpft, sie waren identisch. Die Frage der Hebräischen Arbeit ist hierfür ein eklatantes Beispiel, abgesehen von der Tatsache, dass sie die Hauptursache für die gegenwärtige Situation im Nahen Osten ist. Ja, es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass der Kampf um die Beschäftigung hebräischer Arbeitskräfte der eigentliche Anfang des israelisch-arabisehen Krieges war.

Vielleicht wurde niemals ein Kampf aus idealistischeren Gründen begonnen. Der zionistische Sozialismus hatte sich von Anfang an nicht damit zufriedengegeben, Juden einfach nach Israel zu verpflanzen oder eine jüdische Heimstätte zu errichten. Sollte die "Befreiung" wirklich einen Sinn haben, so mussten die Juden auch von ihrer verächtlichen Existenz als Krämer, Geldverleiher und Zwischenhändler befreit werden - einer parasitären Lebensform, die in zionistischen Lehrbüchern auf eine Art dargestellt ist, die eher an antisemitische Literatur erinnert. Nein, die Juden mussten Arbeiter werden. Aus Professoren mussten Bauern, aus Schneidern Mechaniker, aus Krämern Wächter werden. So sollte die "Umkehrung der sozialen Pyramide" aussehen. Das Ziel war, der jüdischen Gesellschaft in Erez Israel eine breite Grundlage von Arbeitem und Bauern zu geben. Die "Religion der Arbeit", die Uberzeugung, dass in körperlicher Arbeit etwas Reinigendes Hege, war eines der wichtigsten Motive des zionistischen Soziafismus.

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