des praktischen Machtinstruments. Die offizielle Politik, etwa die Verhandhingen mit der britischen Regierung, überließ er anderen, in der richtigen Annahme, dass sie von weit geringerer Wichtigkeit wären als die Schaffung von Zellen echter jüdischer Macht, die Gründung eines Staates im Staat, der von den Zionisten selbst "der Staat auf dem Weg" genannt wurde. Dieser "Staat auf dem Weg" war natürlich hundertprozentig jüdisch und untrennbar mit dem Kampf für hebräische Arbeit und hebräisches Land verbunden. Hier tat sich Ben-Gurion hervor durch die Organisierung von Streiks gegen Orangenhainbesitzer, die es wagten, arabische Arbeiter zu beschäftigen; ja, sein wachsender Ruf als entschiedener Kämpfer für hebräische Arbeitskräfte begründete seine spätere Popularität. Es lassen sich in seinen Reden Stellen finden, die von der Notwendigkeit einer Verständigung mit den Arabern, ja sogar der Notwendigkeit eines gewissen Kontaktes zu den arabischen Arbeitern handeln; Ben-Gurion war zeitlebens ein zwar nicht sehr guter, aber überaus produktiver Redner und Schriftsteller, und man kann ohne Mühe in seinen Reden und Schriften jede nur mögliche Ansicht bestätigt finden. Aber solche Äußerungen sind 1111wichtig und belanglos im Vergleich zu seinen Taten, und in denen war kein Platz für die Araber; sie enthielten auch nicht den geringsten Hinweis auf irgendeinen Plan, wie das arabische Problem anzufassen sei.

Ben-Gtirion neigte als Pragmatiker immer dazu, sein eigenes Tun mit den vordringlichsten und wichtigsten Bedürfnissen der Nation zu identifizieren. Als er nichts weiter war als ein Parteipolitiker, verkündete er, der jüdische Sozialismus sei das einzig wichtige Anliegen. Als er sofort nach ihrer Gründung (Hanukka, 1920) Generalsekretär der Histadrut wurde, schrieb er den Klassenkampf und die besonderen Aufgaben der Arbeiter beim Aufbau des Landes auf sein Panier. Doch in den dreißiger Jahren forderte er in seinem Buch Von der Klasse zur Nation, dass die Arbeiterklasse nun zur Nation selber werden müsse. Ben-Gurion hatte jetzt ein ״Staatsamt" inne.

Das war ganz zufällig gekommen. In einer Juninacht des Jahres 1933 wurde der zionistische Politiker Chaim Arlosorotf an der Küste von Tel Aviv ermordet, ganz in der Nähe der Stelle, wo heute das Dan-

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