Staates Israel genannt werden, doch in all diesen Punkten bewegte er sich in dem traditionellen Rahmen zionistischer Politik.

Er schwankte niemals in der Überzeugung, dass Israel ein homogener jüdischer Staat bleiben müsse, dass es sich mit dem Westen verständigen müsse und dass ein Frieden mit den Arabern unmöglich sei. Nach dem Sinai-Feldzug von 1956, dessen geistiger Vater er gewesen war, machte er, als er sich einem erneuten amerikanischen Ultimatum gegenübersah, wieder einen Rückzieher und rief die Armee von der Sinai-Halbinsel zurück. Als einige Politiker forderten, er solle zumindest den Gaza-Streifen halten, erwiderte er, das wäre reiner Wahnsinn, wenn man bedenke, dass dort damals mehr als 300 000 arabische Einwohner und Flüchtlinge lebten. Eine Vermehrung der Bevölkerung Israels um eine so große Anzahl von Arabern hätte seiner Ansicht nach die demographische Lage in Israel verändert und seinen jüdischen Charakter gefährdet.

Die gleichen Gesichtspunkte leiteten Ben-Gurion auch in der

Krise von 1967. Er war nun nicht mehr im Amt, über achtzig Jahre alt und galt in den Augen vieler als exzentrisch. Er sprach sich gegen einen israelischen Angriff aus, weil er meinte, dass die israelische Armee nur marschieren dürfe, wenn sie von wenigstens einer Großmacht unterstützt würde. Als der Krieg zu Ende war, erhob er zuerst eine typische Ben-Gurion - Forderung: nämlich die schönen Mauern der Altstadt von Jerusalem dem Erdboden gleichzumachen, denn diese Mauern gehören nicht der alten israelitischen Zeit an, sondern sind ein Überbleibsel aus der türkischen Epoche der Geschichte Palästinas. Glücklicherweise stieß diese Forderung auf keinen übertriebenen Enthusiasmus, sondern wurde allgemein als ein Trick betrachtet, die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken, nach einem Sieg, der mit den Namen Eshkol, Dajan und Rabin verknüpft war.

Nach diesem Intermezzo musste sich Ben-Gurion mit dem

Grundproblem dieses Sieges auseinandersetzen. Er wurde zwischen seinem natürlichen Wunsch nach weiterer Expansion, wie er in der Kolonisationsidee des Zionismus enthalten ist, und seiner gleicher weise starken Überzeugung, dass Israel ein homogener jüdischer Staat bleiben müsse, hin- und hergerissen. Einige seiner engsten Freunde,

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