1954: EINE SPIONAGEGESCHICHTE

Sonderbare Dinge haben sich im Juli 1954 in Kairo zugetragen. Bomben explodierten in Kinos und Postämtern, in der amerikanischen Botschaft und in Nachrichtenbüros. Die Polizei war beunruhigt. Die Beziehungen zwischen dem neuen Regime in Ägypten und den USA, die sich gerade gebessert hatten, waren erneut gefährdet. In der ganzen Stadt wurden Agenten der Geheimpolizei postiert.

Eines Abends stand plötzlich am Eingang eines Kairoer Kinos ein Mann in Flammen. Unter den Leuten, die hinzueilten, das Feuer auszudrücken, war auch ein Geheimpolizist. Dieser bemerkte, dass die Flammen aus einem Paket zu kommen schienen, das sich in der Tasche des Mannes befand. Sein Verdacht war geweckt.

So kam eine außergewöhnliche Spionagegeschichte ans Licht, eine Affäre, die Israel jahrelang erschüttern sollte. Sie war die Ursache für den neun Jahre später erfolgenden endgültigen Rücktritt David BenGurions und für den Austritt von Männern wie Moshe Dajan aus der Regierungskoalition. Sie war auch der Höhepunkt der Geschehnisse des Jahres 1954, eines schicksalhaften Jahres, das sich lohnt, näher zu betrachten, denn es zeigt deutlicher als alle anderen, wie das Prinzip des Teufelskreises in den arabisch-israelischen Beziehungen wirkt.

Diese Epoche begann Ende 1953 mit dem freiwilligen Exil David Ben-Gurions und endete in der letzten Februarnacht des Jahres 1955 mit dem massiven Angriff israelischer Fallschirmjäger unter dem Kommando von Ariel Sharon auf ein ägyptisches Truppenlager in Gaza.

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