Am 17. April trat Nasser offiziell seine Stellung als ägyptischer Ministerpräsident an. Eine Säuberungsaktion schloss sich an, durch die alle Pro-Nagib - Elemente aus der Regierung entfernt wurden.

Während dieser ganzen Zeit nahmen die Spannungen an der jordänischen Grenze ständig zu. Terrorakte der Araber waren nichts Ungewöhnliches mehr, und Israel übte massive Vergeltung durch militärische Einfälle über die Grenze. Lavon und Dajan suchten einander in dieser Art von Politik den Rang streitig zu machen. Viel später sollte Lavon Dajan beschuldigen, seine Befehle im Allgemeinen durch umfangreichere Aktionen, als sie von der Regierung beabsichtigt waren, überschritten zu haben. Dajan dagegen beschuldigte Lavon, den Armeeoffizieren zuliebe Vergeltungsangriffe befohlen zu haben, die nicht unbedingt notwendig waren. Man erzählte sich damals in Israel, dass Ministerpräsident Sharett jeden Morgen seine Zeitung mit zitternden Händen auseinanderfaltete, aus Angst vor dem, was Lavon und Dajan über Nacht ausgeheckt hätten.

Um diese Vorfälle zu verstehen, muss man die allgemeine Stirnmung kennen, die damals im Lande herrschte. Es waren jetzt fünf Jahre seit dem Krieg von 1948 vergangen, und der Friede schien ferner denn je zuvor. Der arabische Nationalismus, in seinem Bemühen, die arabische Welt und die arabischen Armeen rund um Israel zu einigen, bedeutete eine offensichtliche Bedrohung der Existenz Israels. Die wiederholten Terrorakte mit ihren Todesopfern, die durch arabisehe Eindringlinge verübt wurden - viele waren Flüchtlinge aus Gebieten, die jetzt in israelischem Besitz waren -, begünstigten das Entstehen einer "aktivistischen" Stimmung. "Aktivismus", wie der harte Kurs der israelischen Falken genannt wurde, war populär, nicht weil die Menschen in Israel besonders blutdürstig waren, sondern weil es keinen anderen Weg zur Wahrung der Sicherheit des Staates zu geben schien.

Im Mai 1954 war die Spannung in Israel auf einem Höhepunkt angelangt. Angesichts einer geeinten arabischen Welt und einer erneut in Waffen stehenden ägyptischen Armee schien der Staat von seinen Verbündeten verlassen; der Suez-Kanal war endgültig gesperrt, und bewaffnete Eindringlinge verwüsteten die Grenzgebiete. Aus dem klei-

118