Reihe von Reden, die ihm Bewunderung und Achtung einbrach-

ten, scharfe Kritik an ihm zu üben.

Die Araber glaubten immer, Sharett sei das genaue Gegenteil BenGurions. Sharett war in jüngeren Jahren als Ben-Gurion nach Palästina gekommen. Er war in Nachbarschaft der Araber aufgewachsen, sprach gut Arabisch und liebte die arabische Kultur. Er hatte auch manches von einem Araber in seiner äußeren Erscheinung sowie ein Gefühl für Würde und Dekorum, das ihn bei den Arabern beliebt machte. Doch es ist ein Irrtum anzunehmen, Sharetts Einstellung sei grundsätzlich von der Ben-Gurions verschieden gewesen. Die vielen Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Männern betrafen nur Nuancen und Methoden. Gegenüber Ben-Gurions lärmendem

Redeschwall bevorzugte Sharett im Allgemeinen das leise Wort und den wohlgeformten Satz.

Sharett war ein Mann des Friedens. Doch Friede bedeutete für ihn, dass die Araber den Status quo, wie er durch den Sieg der israelischen Waffen geschaffen worden war, mitsamt dem Flüchtlingsproblem akzeptierten. Es ist höchst bezeichnend, dass er während seiner achtjährigen Amtszeit als Israels erster Außenminister keine ernstzunehmende Abteilung für arabische Angelegenheiten in seinen! Ministerium, das für diese Fragen verantwortlich war, errichtete.

Welche Rolle Sharett während der folgenden Ereignisse gespielt hat, ist nicht ganz klar. Doch wie alle anderen israelischen Führer stand er der Möglichkeit eines Bündnisses mit dem ägyptischen Regime, dessen Ziel die Vertreibung der Briten aus dem Nahen Osten war, äußerst skeptisch gegenüber. Als Außenminister und als Ministerpräsident war er mehr als jeder andere von der absoluten Notwendigkeit der Bindung Israels an den Westen überzeugt - auch wenn dadurch eine erneute historische Gelegenheit verpaßt würde, Israel in den Nahen Osten einzugliedern.

Sharett muss damit einverstanden gewesen sein, dass etwas unternommen werden müsse, um die fortschreitende arabisch-amerikanisehe Annäherung zu sabotieren.

Anfang Juli 1954 schaltete ein Mann in einem Kairoer Hotel sein Radio an, um einer leisen Stimme aus Israel zu lauschen. Was er hörte,

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