Es ist erstaunlich, dass während der ganzen folgenden Jahre, in denen das Gespräch über die Affäre ständig weiterging, niemals die eigentliche Grundtendenz, die hinter der "Panne" und anderen Unternehmungen jener Zeit stand, in Frage gestellt wurde. Man wollte die Fortdauer der britischen Besetzung der Kanalzone auch um den Preis, dass man sich das ägyptische Volk immer weiter, ja vielleicht for immer entfremdete. Die ganze Diskussion drehte sich um einen einzigen Punkt: Wer war verantwortlich für eine Unternehmung, die jetzt nach ihrem Fehlschlag wie eine Dummheit aussieht? Andere Fragen: Erteilte der Verteidigungsminister in einer privaten Zusammenkunft ohne Zeugen Mitte Juli dem Direktor des militärischen Geheimdienstes den Befehl, die Unternehmung anlaufen zu lassen, oder erteilte er ihn nicht? Log der Direktor, als er das behauptete, oder log der Minister, als er dementierte? Wurden Dokumente absichtlich gefälscht? Ließ man wichtige Beweisstücke einfach verschwinden? Wurden die verantwortlichen Offiziere von ihren Vorgesetzten und dem Generalstabschef selber gedeckt? Wurden Zeugen zum Meineid verleitet, und warum hielt es General Dajan für angebracht, einen von ihnen direkt vor seiner Aussage zu empfangen. General Dajan war passender weise gerade außer Landes, als die Panne passierte. Dajan weilte in den Vereinigten Staaten, und sein Besuch rief im Pentagon einige Bestiirzung hervor. Dajan scheint angenommen zu haben, er sei von der USArmee eingeladen worden, während das Pentagon sich an keine derartige Einladung erinnern konnte; auf jeden Fall wurde ihm erlaubt, Armee-Einrichtungen auf eigene Kosten zu besuchen. Es ist nie geklärt worden, warum Dajan sich ausgerechnet zu einem Zeitpunkt in den Vereinigten Staaten aufhalten musste, als in Ägypten Dinge geschahen, die immerhin gewisse Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Amerika und Israel haben konnten (und von denen der israelische Botschafter in Washington, Abba Eban, sicher als allerletzter etwas wissen würde).

Der Fehlschlag der Unternehmung zog den Sturz Lavons nach sich. Er wurde gezwungen, zurückzutreten, und die Regierung wandte sich verzweifelt an Ben-Gurion und flehte ihn an, auf den Posten des Verteidigungsministers zurückzukehren. Lavon und mit ihm viele an-

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