dere waren bis zum Ende davon überzeugt, dass die ganze Intrige einzig und allein zu dem Zweck angezettelt wurde, Ben-Gurion eine Möglichkeit zu verschaffen, unter Wahrung des Anscheins aus Sdeh Boker zurückzukehren, wo er mit wachsender Ungeduld darauf gewartet hatte, dass sein Volk ihn riefe.

Die Affäre brachte noch später eine Reihe von Erschütterungen mit sich, die sich aber nur auf die israelische Innenpolitik auswirkten. Mehrere geheime Untersuchungskommissionen beschäftigten sich mit wechselnden Resultaten mit der Angelegenheit, bis schließlich ein Komitee aus sieben Kabinettsmitgliedern - "das Komitee der Sieben" - Lavon von jeder Verantwortlichkeit freisprach. Dieser Beschluss brachte Ben-Gurion derartig aus der Fassung, dass er zurücktrat. Es mussten Neuwahlen stattfinden. Nach seiner Rückkehr ins Amt trat Ben-Gurion 1963 erneut zurück, da er unter dem Eindruck stand, dass seine Kollegen in der Regierung sich gegen ihn verschworen hätten. Als seine Forderung nach Einberufung einer weiteren Untersuchungskommission ( mit der Absicht, die Ergebnisse des "Komitees der Sieben" zu annullieren) von der Regierung Levi Eshkols zurückgewiesen wurde, spaltete Ben-Gurion die Mapai-Partei, an deren Gründung er selber beteiligt gewesen war, und gründete mit Hilfe von Shimon Peres seine eigene Partei, die aber wenig Erfolg zu verzeichnen hatte und später zur Mapai zurückkehrte ist - ohne Ben-Gurion. Ben-Gurions Besessenheit von dieser Affäre hatte derartige Ausmaße angenommen, dass selbst seine ehemaligen Protegé wie Moshe Dajan und Peres befremdet und verärgert waren.

Ich finde es höchst bezeichnend, dass die Affäre, die das Land bisher am heftigsten erschüttert hat, in unmittelbarer Beziehung zu den beiden Grundproblemen der Geschichte des Zionismus stand: demVerhältnis zur arabischen Welt und dem Verhältnis zu den Westmächten. (Doch hatte die Lavon-Affäre auch heilsame Auswirkungen auf gewissen Gebieten. Sie brachte einige fragwürdige Praktiken ans Licht).

Am 27. Juli 1954 wurde endlich das britisch-ägyptische Abkommen unterzeichnet. Um die Lage zu peilen, sandte Israel ein Schiff unter eigener Flagge, die Bal-Galini (Tochter der Wellen), in den Kanal. Die

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