MOSHE DAJAN: EIN EINSAMER WOLF

Der Mann, der 1954 immer stärker in den Vordergrund rückte, der für den Angriff auf Gaza und die sich daran anschließenden Vergeltungsaktionen direkt verantwortlich war, der die Armee im Sinai-Krieg führte und der - nach einigen Jahren verhältnismäßiger Zurückgezogenheit - am Vorabend des Krieges von 1967 erneut in Erscheinung trat, ist Moshe Dajan. Das Leben und die Karriere Dajans sind des Studiums wert, nicht nur wegen des Einflusses, den er auf die israelische Politik ausübte, sondern vor allem, weil Dajan selbst ein exemplarisches Produkt der zionistischen Geschichte ist.

Dajan ist ein Sabra, ein gebürtiger Palästinenser. Die gebürtigen Israelis werden so genannt, weil man meint, sie seien wie die Kaktusfrucht von außen stachelig und süß im Innern. Einer anderen Legende zufolge sind Sabras klare und aufrechte Menschen, geraden und einfachen Sinnes und frei von Komplexen. Dajan wird im Allgemeinen als eben solch ein Mann angesehen. Nichts konnte weiter von der Wahrheit entfernt sein, denn man kann sich kaum eine kompliziertere Persönlichkeit vorstellen. Dajan war ein Mann mit vielen Widersprüchen.

Sein Hauptmerkmal, die schwarze Augenbinde, die ihn leicht erkennbar machte, war in sich selbst ein Symbol des Widerspruchs. Die schwarze Binde ist der Traum eines Public-Relations-Experten. (Amerikanische Werbeexperten verwandten sie bei einem Werbefeldzug für eine Hemdenmarke und hatten damit ungeheuren Erfolg; sie wussten, dass die Binde automatisch die Aufmerksamkeit auf sich zieht.) In vielen Wochenschauen des Juni-Krieges wurde gezeigt, wie eine große

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