der ganzen Welt gebrauchen Politiker Worte, die ihr Denken verbergen sollen, doch im Allgemeinen folgen sie einem bestimmten System. Bei Dajan handelt es sich um etwas ganz anderes - um einen tieferen Impuls zu verbergen, was auch immer er denken mag, ganz gleich, ob eine solche Täuschung notwendig ist oder nicht.

Dieser Zug, das Fehlen jeglicher Achtung vor dem Wort, resultiert aus einer anderen, tiefer liegenden Eigenheit Dajans, in der vielleicht der Schlüssel zu seiner Persönlichkeit überhaupt zu suchen ist: dem Fehlen jeglicher Kommunikation mit seinen Mitmenschen. Das ist die Quelle seiner Stärke wie seiner Schwäche, sein größter Vorzug und seine unüberwindliche Grenze, die Eigenschaft, die ihn in den Augen seiner Bewunderer zum Übermenschen und in denen seiner Gegner zu einer zutiefst gestörten Persönlichkeit macht.

Dajan hat keinen Kontakt zu Menschen. Er hat keinerlei enge Bindüngen, weder im Kreis seiner Familie noch in einer sozialen Gruppe. Er hat keinen einzigen Freund in der Welt. Er verfügt über einen unwahrscheinlichen Charme und kann jeden bezaubern, aber er kann zu keinem eine echte innere Beziehung knüpfen. Selbst seine Tochter Jael schreibt über ihn: "Wenn er guter Stimmung ist, kann er bezaubernd sein, aber er hat nicht die Geduld zu warten, bis er etwas erreicht." In einem Artikel in einer Frauenzeitschrift, bestimmt, ihren Vater zu verherrlichen, fügt Jael hinzu: "Die meisten Leute langweilen ihn. Einige sofort, andere nach einer halben Stunde." Psychologen mögen hierin ein ernsthaftes Symptom sehen, die Unfähigkeit, sich für andere Mensehen zu interessieren.Viele Leute meinen, Dajans offene Geringschätzung anderer sei ein Zeichen von Größe. Die Geschichte liefert viele Beispiele von Führergestalten, die um sich eine Atmosphäre der Unzugänglichkeit schufen, weil sie annahmen, dass Vertraulichkeit nur mit Missachtung gelohnt würde. Aber Dajans Verachtung für die Menschen ist von solchem Ausmaß, dass sie der Erfüllung seiner Ambitionen im Wege steht. Einige seiner eifrigsten Anhänger wurden zu Feinden, wenn er sie ohne Zögern opferte, um seine Zwecke zu erreichen.

Er hat niemals um sich ein Gefolge gehabt, eine Schar von Ratgebern und Vertrauten. Und er hört auch auf keinen Rat und vertraut niemandem, nicht, weil er von Natur aus misstrauisch ist, sondern weil

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