er niemanden achtet und nicht einmal versucht, seine Verachtung zu verbergen. Oft sieht man Dajan in einem der Gänge der Knesset stehen und, während einer der nationalen Führer zu ihm spricht, ungeduldige Blicke um sich werfen, als wolle er sagen: "Hör auf! Du redest Unsinn!" Niemals sitzt er länger als eine Viertelstunde in der Knesset, immer ungeduldig, springt mitten in einer Rede auf, auch wenn einer seiner Freunde - David Ben-Gurion oder Shimon Peres - spricht, mit einer Bewegung, als wolle er sagen: "Wie kann man sich nur so etwas anhören." Deshalb ist er auch nicht in der Lage, eine Partei zu fuhren. Als Ben-Gurion am Vorabend der Wahlen von 1965 aus der Mapai austrat und die /O/i-Partei gründete, schloss sich Dajan erst im allerletzten Augenblick an, wenige Stunden vor dem letzten Termin für die Einreichung der Namen von Kandidaten. Seitdem hat er nur selten an Parteiversammlungen teilgenommen und nicht einmal sein Büro in der Parteizentrale aufgesucht.

Wie ist er ein solcher Mann geworden? Was treibt ihn und hält ihn in Gang? Soweit es überhaupt möglich ist, auf diese Fragen eine Antwort zu finden, muß man sie sowohl im psychologischen Bereich wie in der Geschichte des Zionismus suchen.

Der Schlüssel zu seinem Wesen ist vielleicht in einigen Sätzen enthalten, die seine Tochter Jael, ganz ohne Arg, niederschrieb: "Er ist ein einsamer Mann, der bewußt und mit Vorsatz die Einsamkeit gewählt hat. Er selbst besitzt den Schlüssel zu seinem eigenen Gefängnis. Doch es gibt auch Risse in seiner Rüstung. Ich glaube, er hatte eine tiefe Bindung zu seiner Mutter, meiner Großmutter Devora, selbst wenn er ihr gegenüber manchmal genauso ungeduldig war wie mit jedem anderen. Als sie starb, weinte er nicht ..." Es steht außer Zweifel, dass Dajan in seiner Kindheit eine sehr enge Beziehung zu seiner Mutter hatte, eine Bindung, die seinen ganzen Charakter geformt und bestimmt haben mag. Sein Verhältnis zu seinem Vater, Shmuel Dajan, den er aus der Knesset verdrängte, war nicht annähernd so eng. Als sich sein Vater vor kurzem wieder verheiratete, entfernte sich Moshe sogar noch weiter von ihm.

Der Knabe Moshe, der unter dem Schutz seiner Mutter in dem kooperativen Dorf Nahalal aufwuchs, war sensibel und sanft. Auf Bil-

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