auch nicht als überragender Taktiker oder vertrauenswürdiger und verlässlicher Kommandeur.

So wurde ihm zu Beginn des Krieges auch kein reguläres Konimando übertragen. Das Hohe Kommando wies ihm schließlich eine ziemlich unbestimmte Aufgabe an der Nordfront zu. Wie immer missachtete er auch dort die ihm erteilten Befehle und handelte nach eigenem Ermessen. Einmal beleidigte er einen örtlichen Kommandeur dermaßen, dass er wegen Insubordination erschossen werden sollte. Es handelte sich um einen der wenigen ausländischen jüdischen Offiziere, die als Freiwillige nach Israel gekommen waren und dort Kommandoposten in der neuen Armee innehatten. Nur mit großer Mühe konnte dieser Offizier, ein Südafrikaner, überzeugt werden, dass ein solches Vorgehen nicht ganz den Gepflogenheiten der Haganah-Armee entsprach.

Mitte des Krieges erhielt Dajan eine rein repräsentative Mission ins Ausland. Der amerikanische Oberst David "Mickey" Marcus, auch einer der ausländischen Freiwilligen in der Armee, war im Dunkeln versehentlich von einem Wachtposten erschossen worden. Dajan sollte die israelische Regierung bei der Beerdigung in den USA vertreten, kaum eine besonders geeignete Aufgabe für einen ungestümen jungen Befehlshaber auf dem Höhepunkt des Krieges.

Seinen ersten großen Sieg errang er, als er, fast durch einen Zufall, Lydda eroberte. Sein motorisiertes Bataillon hatte den falschen Weg eingeschlagen und stürmte wild nach allen Seiten feuernd in die Stadt hinein, die überwältigt wurde, ehe noch einer begriffen hatte, was eigentlich vor sich ging. Es war ein großer Erfolg, aber kaum geeignet, seinen Ruf zu festigen. Seine unbekümmerte und sorglose Art, Krieg zu führen, verließ ihn nie. Man warf ihm vor, die Schlacht von Kharatia im Negev schlecht geführt zu haben. Seine Truppe von Jeeps und Panzerwagen, eine Nachahmung der inzwischen berühmten SamsonFüchse, erreichte niemals ihr Ziel. Zuerst wurde sie durch einen Panzerwagen aufgehalten, der in einem engen Wadi steckengeblieben war. Während er herausgezogen wurde, legte sich Dajan hin, um einige Minuten zu schlafen. Als man schließlich aufbrechen konnte, konnten seine Soldaten ihn im Gebüsch nicht finden und verloren dadurch

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