kostbare Zeit. Später wurde ihm vorgeworfen, dass es ihm, entgegen seinem Auftrag, nicht gelungen war, Bethlehem und Hebron zu nehmen. Gegen Ende des Krieges wurde Dajan zum militärischen Befehlshaber von Jerusalem ernannt, ein eher diplomatischer als militarischer Posten, denn zu diesem Zeitpunkt hatten die Kampfhandlungen in jenem Sektor bereits aufgehört, und Verhandlungen mit König Abdallah waren im Gange.

Das Ende des Krieges hätte sehr wohl Dajans militärische Karriere beendigen können, wie es ja bei vielen der bedeutenderen Befehlshaber der Fall war. Aber Ben-Gurion, der dabei war, die Armee zu reorganisieren, um linke Einflüsse zu eliminieren, entschied anders. Er hatte das Palmach-Kommando, ein Überbleibsel aus alten HaganahTagen, aufgelöst und damit die alten Angehörigen der Haganah schwer gekränkt. Es kam zu einer nationalen Auseinandersetzung, die nie ganz beigelegt wurde. (Noch heute ist es ein in Israel beliebter Gag, nach einem Vortrag während der Fragezeit aufzustehen und die Frage zu stellen, die unter Garantie die wildesten Lachsalven auslöst: "Warum wurde die Palmach aufgelöst?" Es gibt nichts, was dieser Frage gleichkäme, außer vielleicht die Frage aus der Lavon-Affäre: "Wer gab den Befehl?") Ben-Gurion meinte, Dajan würde den Einfluss der Mapai in der Armee stärken und außerdem sich ihm gegenüber loyal verhalten. Er ernannte ihn zum Kommandierenden der Südtruppe und später, kurz vor seinem ersten Rücktritt, zum Generalstabschef der Armee. Da erst wurde er zu einer öffentlichen Gestalt aus eigenem Recht und zum Symbol der israelischen Armee. Als Befehlshaber vermittelte er der Armee einen aggressiven Geist unter dem Leitsatz: "Im Zweifelsfalle, angreifen", den Kavalleristengeist eines Rommel und Patton. Andererseits erwies er sich nicht als organisierende Kraft und hatte einen zerstörerischen Einfluss auf jede Art von Teamwork.

In seiner Eigenschaft als politischer Führer vertrat Dajan die Sache des "Aktivismus". Er ist der Ansicht, dass der Friede eine Illusion sei und dass der israelisch-arabische Konflikt noch lange währen wird. Aus dieser Einstellung ergibt sich unweigerlich der Gedanke an einen

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