mehr als in anderen Ländern - ihre Ämter nur ungern jüngeren überlassen, bevor sie durch den Tod dazu genötigt werden.

Dajans Abstieg war nur ein Zeichen des allgemeinen Niedergangs des Aktivismus. Der auf den erstaunlichen militärischen Sieg von 1956 folgende Rückzug der Armee aus der Sinai-Halbinsel und aus Gaza war für die Israelis ein großer Schock, den der Umstand noch vertiefte, dass nur vierundzwanzig Stunden zwischen Ben-Gurions Siegesmeldung, der Proklamation des "Dritten Königreiches Israels", und jener Rede lagen, in der er mit gebrochener Stimme bekanntgab, er habe Präsident Eisenhowers Forderung angenommen und dem Rückzug zugestimmt. (Das Dritte Königreich sollte vom Ersten Königreich Davids in biblischer Zeit über das Zweite Königreich, dem der hasmonäischen Dynastie nach dem Aufstand der Makkabäer gegen die Nachfolger Alexanders des Großen, eine Verbindung zu einem Grossisrael von heute herstellen. Diese Begriffe entsprechen zeitlich denen des Ersten, Zweiten und Dritten Tempels.) Der Rückzug schien zu beweisen, dass militärische Mittel im Vorderen Orient nicht mehr zu den zeitgemäßen Instrumenten der Politik gehörten. Die Früchte des Sieges - die Öffnung der Straße von Tiran und die andauernde Ruhe an der Südfront - nahmen sich im Vergleich zur Größe des militärischen Erfolges recht geringfügig aus. Der Aktivismus war während der michsten zehn Jahre, bis hin zu jener politischen Krise, die dem Krieg von 1967 unmittelbar vorausging, in Israel nicht mehr attraktiv.

Den härtesten Schlag erlitt Dajan 1963. Ohne vorher irgendjemand etwas davon zu sagen, trat Ben-Gurion zurück. Dajan, dessen politisehe Karriere mit Ben-Gurions Geschick verbunden war, sah sich plötzlich im Stich gelassen. Leicht hätte ihn Ben-Gurion vor seinem Rücktritt im Verteidigungsministerium etablieren können. Doch daran lag ihm nichts mehr. Er fühlte sich von Dajan, ebenso wie von allen anderen, enttäuscht, weil ihn Dajan bei seiner Forderung, die Lavon-Affäre wiederaufzunehmen, nicht kräftig genug unterstützt hatte. Dajan, immer noch Landwirtschaftsminister und ohne Dank, war nunmehr jeder politischen Rückendeckung beraubt. Wenig später und unter vager Andeutung von Meinungsverschiedenheiten mit Eshkol trat er zurück - ein in Israel höchst ungewöhnlicher Schritt.

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