Hinsichtlich der Nicht-Juden liegt jedoch eine andere Situation vor. Der Gedanke eines homogenen jüdischen Staates ist dem Zionismus angeboren. Ein Staat, der für die Lösung des jüdischen Problems existiert, sollte nach Meinung der Zionisten von Juden bevölkert sein. In der Tat ist unter den gegenwärtigen Verhältnissen jeder Nicht-Jude ein fremdes Element in Israel. Nichtjüdische Einwanderer, sogar die nichtjüdischen Ehegatten jüdischer Einwanderer haben bei ihrem Bemühen um Aufnahme in der israelischen Gesellschaft große Widerstände zu überwinden. Doch hier trennen sich die Wege des religiös gebundenen Zionismus und des israelischen Nationalismus. Der durchschnittliche Israeli ist der Ansicht, dass es in modernen Zeiten nicht schwer sein sollte, bei einer fremden Nation Eingang zu finden: Wer zur hebräischen Gesellschaft gehören will, ihre Sprache spricht, seine Kinder in ihrer Kultur aufwachsen lässt, ihren Staat stützt und in ihrem Heere dient, der sollte willkommen sein. Dieser Gedanke ist für die Zionisten unannehmbar. Jude kann man nur werden, wenn man sich einem religiösen Ritual unterzieht - der Beschneidung für Männer, dem Eintauchen in Wasser in einem sakralen Badehaus für Frauen, wie es mit allem gehörigen Zeremoniell vollzogen wird.

Wenngleich diese Frage nur für die wenigen nichtjüdischen Einwanderer ihre Wichtigkeit haben mag, so beinhaltet doch die Idee eines homogenen jüdischen Staates ernste Konsequenzen für die Araber. Es war nicht nur eine Frage der nationalen Sicherheit und der politischen Loyalität, die es Israel unmöglich machte, jene 300 000 Araber zu integrieren, die vor dem Krieg von 1967 innerhalb seiner Grenzen lebten. Viel stärker, doch selten erwähnt, hat sich die unreflektierte Überzeugung der Alt-Zionisten ausgewirkt, daß Araber niemals vollgültige Glieder eines jüdischen Staates sein könnten. Wer an dieser Überzeugung festhielt, musste die Vorstellung einer Repatriierung arabischer Flüchtlinge und der damit verbundenen Verstärkung der arabischen Minderheit abschreckend finden.

Vor dem Krieg von 1967 erhoben Ben-Gurions engste Anhänger

ein lautes Geschrei gegen die Möglichkeit, dass die arabische Minderheit durch ihre natürliche Vermehrung allmählich zur Mehrheit in Israel anwachsen könnte, ein Prozess, der sich über mehrere Generatio¬

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