nen erstrecken müsste, selbst wenn man von der unwahrscheinlichen Annahme ausgeht, dass ihre gegenwärtig hohe Geburtenzahl unbegrenzt andauern würde. Doch nicht nur aus Furcht vor einer arabisehen Mehrheit widersetzten sich die Zionisten einer Repatriierung der arabischen Flüchtlinge, sie waren zutiefst, wenn auch häufig unbewusst, davon überzeugt, dass die Juden in ihrem Staat allein leben sollten, dass Israel sein homogenes Judentum bewahren und die arabische Minorität, war sie schon unvermeidlich, wenigstens so klein wie möglieh bleiben sollte.

Diese arabische Minderheit, die vor dem Juni 1967 fast zwölf Prozent der Bevölkerung ausmachte, besetzte nur zwei Prozent der Staatliehen Verwaltungsposten, und kein einziger Araber gehörte zu den höchsten Beamten, Richtern oder Ministern. Nur sieben der 120 Mitglieder der Knesset sind Araber, von denen keiner ein wichtiges parlamentarisches Amt bekleidet. (Gleich nach der Wahl am ersten Tag der Knesset von 1967 forderte ich in meinem ersten Antrag, dass der Sprecher des Hauses oder wenigstens einer seiner acht Stellvertreter ein Araber sein sollte. Das wurde empört zurückgewiesen.)

Wenn man diesem allgemeineren Problem der israelisch-arabischen Beziehungen nachgeht, wird die Kluft zwischen zionistischer Philosophie und einem normalen, gesunden hebräischen Nationalismus offenbar.

Nichts fürchten die Araber mehr als die Idee der Einsammlung der Verbannten. Vor arabischen Augen entsteht das Schreckensbild einer Welle jüdischer Immigration, die weitere zehn Millionen Juden heranträgt, die engen Grenzen Israels durchbricht, arabische Staaten erobert und deren Einwohner vertreibt, um Land zu greifen für unzählige neue Kibbuzim. Die gegenwärtige Situation hat etwas Lächerliches. Zionistische Führer, zu denen auch Eshkol gehört, halten visionäre Reden über Millionen Juden, die bald die Küste Israels erreichen und die Prophezeiungen des Zionismus erfüllen werden. Israelische Hörer, denen die wirklichen Verhältnisse bekannt sind, sehen darin jenes Wunschdenken, mit dem ein überholtes Regime den verzweifelten Versuch macht, die Gültigkeit seiner veralteten Schlagworte zu konservieren. Doch Millionen Araber hören aus die-

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