"schimmernden Wehr". Die preußische Armee hörte auf, ein reines Verteidigungsinstrument zu sein, eine Art künstlicher Bergkette, und wurde zu einem Instrument der Aggression, das Europa terrorisierte und über viele Millionen Menschen unsägliches Elend brachte. In ihrer Endphase zerstörte diese Armee unter der Führung eines österreichischen Demagogen die Integrität von Deutschland selbst.

Lange bevor das geschah, konnte Mirabeau sagen, dass, während andere Staaten eine Armee hätten, in Preußen die Armee einen Staat habe. Nach der Niederlage unter Napoleon erlebte diese Armee zwar eine Verjüngung während der Befreiungskriege, doch zu Beginn dieses Jahrhunderts war der preußische Militarismus der Fluch Europas und das Verderben Deutschlands.

Nichts, was hiermit vergleichbar wäre, lässt sich im Israel von heute feststellen. Die militärischen Tugenden stehen stark im Mittelpunkt unseres Lebens, doch der Militarismus als solcher existiert nicht. Unsere Armee hat nichts für Paraden übrig; unsere besten Frontsoldaten tragen in ihren Uniformen eine Art modischer Lässigkeit zur Schau; es gibt keinerlei Orden; Offiziere und Soldaten verkehren gesellschaftlieh miteinander, und die Disziplin ist eher funktional als formal. Im letzten Sommer, als die allgemeine Begeisterung für die Armee einen Höhepunkt erreicht hatte, schlug der Generalstabschef vor, die jährliche Parade am Unabhängigkeitstag, die einzige militärische Zeremonie, die wir in unserem nationalen Leben haben, abzuschaffen.

Vor hundert Jahren verherrlichte Helmuth von Moltke den Krieg mit folgenden Worten:

"Der ewige Friede ist ein Traum, und nicht einmal ein schöner, und der Krieg ein Glied in Gottes Weltordnung. In ihm entfalten sich die edelsten Tugenden des Menschen, Mut und Entsagung, Pflichttreue und Opferwilligkeit mit Einsetzung des Lebens. Ohne den Krieg würde die Welt im Materialismus versumpfen."

Etwas Ähnliches aus der Feder eines modernen israelischen Generals oder Staatsmannes fällt mir nicht ein. Am nächsten kommt dieser Erklärung vielleicht die Antwort, die Moshe Dajan im August 1968 im britischen Fernsehen auf die Frage gab: "Welche Einstellung haben Sie zum Krieg?"

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