Das alles lässt sich leicht erklären. In allen anderen Bereichen des nationalen Lebens kann man Fehler machen und wieder korrigieren. Ein einziger großer Fehler der israelischen Armee aber bedeutet das Ende Israels. Wie wenn einem eine Handgranate in den Händen explodiert, ist es ein Fehler, den man nur einmal machen kann.

Das liegt so klar auf der Hand, versteht sich so ohne weiteres von selbst, dass jeder automatisch sein Bestes der Armee gibt. Daher haben Armeeoffiziere ihrer Arbeit gegenüber eine ganz andere Einstellung als die Angehörigen der übrigen Berufe. Daher gibt die Nation einen riesigen Teil ihrer mageren Geldmittel für die Verteidigung aus. Dass man dagegen irgendwelche Gelder für die Betreibung des Friedens ausgibt, wird als reine Verschwendung betrachtet.

Ja, für fast jeden Israeli ist der Friede heute zu einem Mythos geworden, und zu einem gefährlichen obendrein, wie viele meinen. Hier liegt die eigentliche Gefahr, die zu einerVerpreußung Israels führen kann. Diese Gefahr kommt in einem heute in Israel sehr beliebten Lied zum Ausdruck, das wie fast alle neuen hebräischen Lieder die Errungenschaften des Sechs-Tage-Krieges besingt. Es verherrlicht die Taten des Panzerkorps und schließt mit den Worten "und Panzer werden den Frieden bringen". In ihrer deutschen Übersetzung haben diese Worte etwas wahrhaft Erschreckendes.

Die Erfahrungen, die man macht, erzeugen bestimmte Denkmus-

ter. Den Anhängern der Gestaltpsychologie zufolge absorbiert das Bewusstsein, wenn erst einmal ein solches Denkmuster geschaffen ist, automatisch alle Eindrücke, die diesem Muster entsprechen, während es alle anderen wegschiebt. Ist erst einmal die Unvermeidbarkeit eines ununterbrochenen Kriegszustandes zum Axiom geworden, so wird der Frieden zu einem leeren Schlagwort ohne Beziehung zum wirkliehen Leben, und das Konfliktmuster beherrscht Denken und Handein, Verhalten und Anschauungen. Es bildet die Fähigkeiten der Nation besonders heraus, die für die erfolgreiche Betreibung des Krieges

sprach Ehud Barak, der Verteidigungsminister, von der ״moralischsten Armee der Welt". Das geflügelte Wort für den Krieg von 1967 hieß damals: Wir schießen und weinen.

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