trauen auf Gott setzen und zu Ihm schreien, er solle an ihrer Stelle Rache nehmen.

(Während des Seder-Rituals wird die Tür immer offen gelassen. Offiziell soll das dem Propheten Elias das Eintreten ermöglichen, wenn er wunderbarerweise von den Toten auferstehen sollte. In Wirklichkeit geschah das, um den Goyim den Blick ins Haus freizugeben, damit sie sich davon überzeugen können, dass die antisemitische Verleumdung, Juden backten ihr ungesäuertes Pessach-Brot mit dem Blut entführter Christlicher Kinder, völlig unberechtigt sei.)

DIE LEHRE: In der Diaspora war das Sehnen nach Rache

ebenso verständlich wie wirkungslos. Die Gründung des Staates Israel jedoch hat diese Situation vollkommen verändert. In Israel sind die Juden weit davon entfernt, wehrloszu sein. Wir müssen uns nicht auf Gott verlassen, damit er das - wirkliche oder eingebildete - Böse rächt, das uns in der Vergangenheit angetan worden ist oder in der Gegenwart angetan wird. Wir können unseren eigenen Grimm ausgießen, über unsere Nachbarn, die Palästinenser oder andere Araber, über unsere Minderheiten, unsere Opfer.

So sehe ich die wirkliche Gefahr der Haggadah! Sie wurde für wehrlose Juden, die in immerwährender Gefahr lebten, geschrieben. Einmal im Jahr erhob die Lesung der Haggadah ihren Geist; dann fühlten sie sich für einen Augenblick sicher und, umgeben von ihren Familien, von ihrem Gott geschützt.

Wenn wir die Haggadah aus ihrem Kontext reißen und auf eine neue, vollkommen andere Situation anwenden, dann kann uns das auf einen schlimmen Kurs bringen. Wir reden uns ein, alle wären darauf aus, uns zu vernichten, gestern und ganz sicherlieh morgen, und wir verstehen den großspurigen Wortschwall

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