Nachdem der Krieg mit dem totalen Zusammenbruch Nazi-

deutschlands geendet hatte, erschienen viele Bücher über den Verlauf des Krieges. Es stellte sich heraus, dass die verzweifelte Krise im Oktober 1942 ausschließlich in unserer Fantasie existiert hatte.

Die Invasion Kretas durch die Luft war keineswegs ein glänzender Sieg, sondern sie war in Wirklichkeit eine Katastrophe. Die Verluste der Deutschen waren so groß, dass Hitler jede Art Wiederholung verbot. Die Briten wussten das nicht und setzten gegen Kriegsende ihre eigene Luft-Operation in Holland in Gang. Auch sie wurde eine vollständige Katastrophe.

Die deutschen Soldaten, die den Kaukasus erreicht hatten, waren vollkommen erschöpft und konnten nicht weiter nach Süden marschieren. Vom weit entfernten Palästina hätten sie allenfalls träumen können.

Und, was für uns das Wichtigste war: Rommel hatte el Alamein mit den letzten Tropfen Benzin erreicht. Hitler, der den gesamten Nordafrika-Feldzug als sinnlose Ablenkung von der Hauptsache, nämlich Russland zu besiegen, ansah, weigerte sich, sein knappes Benzin dort zu verschwenden. Er kümmerte sich einen Dreck um Palästina. (Selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte es keine Möglichkeit gegeben, das Benzin über das Mittelmeer zu transportieren. Die Briten hatten den italienischen Marine-Code geknackt und wussten von jedem Schiff, das einen italienischen Hafen verließ.)

Die Moral von der Geschichte: Selbst mitten in einer vollkommen verzweifelten Situation weiß man nicht genug über die Tatsachen, um die Hoffnung zu verlieren.

ABER WIR brauchen gar nicht 70 Jahre weit zurückzugehen.

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