Die Trennung zwischen den Orthodoxen und den anderen, die zwischen Juden und Israelis könnte man sagen, ist fast vollständig. Die Orthodoxen sprechen eine andere Sprache (Jiddisch) und haben eine andere Körpersprache. Sie kleiden sich anders und haben eine andere Weitsicht. In ihren getrennten Schulen lernen sie verschiedene Stoffe (weder Englisch noch Mathematik noch säkulare Literatur noch die Geschichte anderer Völker).

Israelische Absolventen von Staatsschulen haben keine gemeinsame Sprache mit Absolventen orthodoxer Schulen, weil sie vollkommen verschiedene Geschichten gelernt haben. Ein extremes Beispiel: Vor einigen Jahren veröffentlichten zwei Rabbiner ein Buch mit dem Titel ״Der Königsweg". Darin wird behauptet, dass das Töten von nichtjüdischen Kindern gerechtfertigt sei, wenn zu befürchten sei, dass diese, wenn sie erwachsen sind, Juden verfolgen könnten. Einige führende Rabbiner billigten das Buch. Die Polizei wurde dazu gedrängt, eine Untersuchung wegen Aufhetzung einzuleiten. Diese Woche entschied der Staatsanwalt schließlich, dass die Rabbiner nicht belangt werden sollten, weil sie lediglich religiöse Texte zitiert hätten.

Orthodoxe Juden können nicht in einem gewöhnlichen israelisehen Haus essen (das Essen dort ist nicht koscher oder nicht koscher genug). Ein orthodoxer Jude wird ganz bestimmt nicht zulassen, dass seine Tochter einen ״säkularen" Israeli heiratet.

Die Haltung Frauen gegenüber ist vielleicht der erstaunlichste Unterschied. In der jüdischen Religion gibt es absolut keine Gleichberechtigung der Geschlechter. Orthodoxe Männer sehen ihre Frauen - und die Frauen sehen sich selbst ebenso - als Mittel zur Reproduktion. Der Status einer orthodoxen Frau wird durch die Anzahl ihrer Kinder bestimmt, ln man¬

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