Langsam begann ich zu verstehen, wie dieser Vater der modernen palästinensischen Freiheitsbewegung, der von Israel und den USA als Erzterrorist betrachtet wurde, zum Führer der palästinensischen Friedensbemühungen geworden war. Wenige Persönlichkeiten der Geschichte hatten in ihrem Leben das Privileg, Führer zweier aufeinanderfolgender Revolutionen zu werden.

Als Arafat seine Arbeit begann, war Palästina von der Landkarte und aus dem Bewusstsein der Welt verschwunden. Durch den Einsatz des ״bewaffneten Kampfes" (alias ״Terrorismus") gelang es ihm, Palästina wieder auf die Tagesordnung der Welt zu bringen.

Gleich nach dem Krieg von 1973 änderte er seine Orientierung. Man darf nicht vergessen, dass dieser Krieg mit erstaunlichen arabischen Erfolgen begann. Er endete dann mit einer verheerenden Niederlage der ägyptischen und der syrischen Armeen. Arafat, von Beruf Ingenieur, zog den logischen Schluss: Wenn die Araber, selbst unter derartig idealen Umständen, keine bewaffnete Konfrontation gewinnen konnten, dann mussten andere Mittel gefunden werden.

Sein Entschluss, Friedensverhandlungen mit Israel in die Wege zu leiten, ging der palästinensischen nationalen Bewegung völlig gegen den Strich. Diese betrachtete Israel als einen fremden Eindringling. Arafat brauchte ganze 15 Jahre, um sein Volk davon zu überzeugen, es solle seine Linie akzeptieren. Dafür setzte er alle seine Tricks, taktisches Geschick und Überzeugungskraft ein. Das palästinensische Exil-Parlament, der Nationalrat, nahm bei seiner Versammlung 1988 Arafats Konzept an: ein palästinensischer Staat neben Israel in einem Teil des Landes. Dieser Staat ist mit seiner Hauptstadt in Ostjerusalem und seinen Grenzen, die auf der Grünen Linie basieren, seit¬

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