28. Juli 2012

Zionismus reden

״ER REDET Zionismus", war, als ich jung war, ein abfälliger Kommentar. Er bedeutete, dass ein angegrauter Funktionär uns mit seiner langweiligen Rederei, die vor allem aus leeren Phrasen bestand, die Zeit stehlen wollte.

So war es vor der Gründung des Staates Israel. Seitdem wurde der Ausdruck Zionismus in den Status einer Staatsideologie, wenn nicht sogar einer Staatsreligion, erhoben. Alles, was der Staat tut, wird mit diesem Wort gerechtfertigt. Man könnte sagen, dass Zionismus die letzte Zuflucht eines Gauners ist.

Als ich, gleich nach dem Fall des kommunistischen Regimes, zum ersten Mal Prag besuchte, wurde mir ein unglaublich luxuriöses Hotel gezeigt: Kronleuchter aus Frankreich, Marmor aus Italien, Teppiche aus Persien in Mengen. Ich hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Man sagte mir, dass dieser Platz oder Palast - der kommunistischen Elite Vorbehalten gewesen sei. Damals und dort verstand ich das Wesen einer Staats-Ideologie. Kommunistische Regime wurden von Idealisten gegründet, die von humanistischen Werten erfüllt waren. Sie endeten als Mafia-Staaten, in denen eine korrupte Clique von Zynikern die kommunistische Ideologie zur Rechtfertigung von Privilegien, Unterdrückung und Ausbeutung missbrauchte.

Ich mag Staatsideologien nicht. Staaten sollten keine Ideologien pflegen.

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