DIE EINZIGEN Menschen, denen von offizieller Seite bestätigt worden ist, dass sie psychisch gesund seien, sind die, die aus psychiatrischen Anstalten entlassen worden sind. Entsprechend bin ich vielleicht der einzige Mensch in Israel, dem von offizieller Seite bestätigt worden ist, dass er kein Anti-Zionist sei.

Und das geschah folgendermaßen: Als meine Freunde und

ich 1975 den Israelischen Rat für Israelisch-Palästinensischen Frieden gründeten, nannte uns eine rechtsgerichtete Zeitung ״Anti-Zionisten". Mir war es schnuppe, aber meine Mit-Gründer bestanden darauf, die Autoren wegen Beleidigung zu verklagen.

Da ich ein paar Jahre zuvor ein Buch mit dem Titel ״Israel ohne Zionisten" [deutsch 1968J veröffentlicht hatte, wurde ich von den Beklagten zu ihrem Star-Zeugen berufen. Sie ließen mich stundenlang im Zeugenstand schmoren, damit ich sagte, was ich mit diesem Titel gemeint habe. Schließlich forderte die Richterin mich auf, meine Haltung zum Zionismus in einfache Worte zu fassen. Urplötzlich prägte ich einen neuen Terminus: ״Post-Zionismus".

Seitdem wird dieser Ausdruck als Synonym für Anti-Zionismus eingesetzt, aber ich meinte ihn ganz buchstäblich. Ich erklärte der Richterin, meine Einstellung zum Zionismus sei die folgende: Der Zionismus war eine historische Bewegung, die sowohl ruhmreiche Leistungen als auch eine dunklere Seite hatte. Man kann ihn bewundern oder verdammen, aber ob man nun das eine oder andere tut, in jedem Fall hat der Zionismus mit der Schaffung des Staates Israel logischerweise seinen Zweck erfüllt. Der Zionismus war das Baugerüst, das den Staatsbau ermöglichte. Wenn aber ein Haus erst einmal errichtet ist, dann wird das Gerüst zu einem Hindernis und muss abgebaut werden.

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