29. September 2012

Die große Unterlassung

ICH SCHREIBE diesen Artikel auf die Minute genau 39 Jahre nach dem Augenblick, als die Sirenen zu heulen begannen und damit den Kriegsanfang anzeigten.

Eine Minute zuvor herrschte vollkommene Ruhe, genau wie jetzt. Kein Verkehr, keine Aktivitäten auf der Straße außer ein paar Kindern auf Fahrrädern. Jom Kippur, der heiligste Tag für Juden, herrschte uneingeschränkt. Und dann ...

Unaufhaltsam beginnt das Gedächtnis zu arbeiten.

IN DIESEM Jahr wurden viele neue Dokumente für die Veröffentlichung freigegeben. Kritische Bücher und Artikel gibt es im Überfluss.

Die allumfassenden Schuldigen sind Ministerpräsidentin Golda Meir und Verteidigungminister Moshe Dayan.

Sie sind schon früher getadelt worden, schon gleich vom ersten Tag nach dem Krieg an, aber nur oberflächlich für militärische Vergehen, die als die Unterlassung bekannt wurden. Der Fehler

war, dass sie versäumt hatten, die Reservisten zu mobilisieren, und dass sie die Panzer nicht rechtzeitig an die Front geschickt hatten, obwohl es viele Hinweise darauf gegeben hatte, dass Ägypten und Syrien bald angreifen würden.

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