Natürlich ist die ganze Aufführung unsinnig. Es gibt ja überhaupt keine Verbindung zwischen einer Begabung als Debattenredner und der Fähigkeit, eine Nation zu führen. Man kann ein ausgezeichneter Polemiker und gleichzeitig unfähig sein, eine vernünftige Politik zu betreiben. Israelis brauchen da nur Benjamin Netanyahu anzusehen. Einer kann ein zielstrebiger Führer sein und dabei äußerst ungeschickt darin, sich auszudrücken. Zum Beispiel Jitzchak Rabin.

Amerikaner bestehen jedoch darauf, dass ihre Führer ihre Tapferkeit als Debattenredner beweisen. Die Wähler machen es zur Bedingung dafür, dass die Kandidaten gewählt werden. Das erinnert einen an die Einzelkämpfe in der Antike, für die beide Seiten einen Kämpfer auswählten und in denen dann der eine versuchte, den anderen zu töten - anstelle einer gegenseitigen Massenabschlachtung. David und Goliath fallen einem ein. Das ist ganz gewiss menschlicher!

DIE RHETORIK richtete sich nicht an die Masse der Wähler. Wie schon gesagt, zielten die Redner auf die ״Unentschlossenen", eine ganz besondere Menschenart. Die Bezeichnung ist wohl als eine Art Auszeichnung gemeint. Für mich ist sie eher ein Ausdruck der Verachtung. Wenn sich jemand drei Wochen vor dem Gong noch nicht entschieden hat, ist das ein Grund, damit anzugeben?

Bei diesem Stand des Spiels müssen beide Kandidaten sehr vorsichtig sein, dass sie niemanden vergraulen. Das heißt natürlich, dass sie es sich nicht leisten können, irgendeine eindeutige, deutlich herausgearbeitete Meinung über irgendetwas anderes als Mutterschaft und Apfelkuchen - würde man in den USA sagen, das entspricht in Israel: Zionismus und gefilte Fisch - zu präsentieren.

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