mögliche Lösungsvorschläge des Nahost-Konflikts betrifft. Dabei möchte ich nicht verheimlichen, daß unsere Diskussionen nicht ganz ohne Gegensätze gewesen waren.
Ich empfinde es heute noch als sehr tragisch, daß Issam Sartawi meinen Rat, nicht am Kongreß der Sozialistischen Internationale in Portugal teilzunehmen, nicht befolgt hat. Ich war damals noch Vorsitzender der Sozialistischen Partei Österreichs und habe gegen die Veranstaltung des Kongresses in einem Luxushotel sehr heftig protestiert, und zwar mit dem Argument, daß man einen Kongreß, bei dem so sehr gefährdete Menschen teilnehmen sollen oder zu den Beobachtern gehören, nicht in einem Luxushotel abhalten kann, in dem jene Sicherheitsmaßnahmen gröblichst mißachtet werden, die Voraussetzung einer größeren internationalen Zusammenkunft sind. Issam Sartawi wurde in der Hotelhalle erschossen. Der Attentäter ist längst in Freiheit,
Die Argumente, wonach lange Haftstrafen Terroristen, d. h. Menschen, die sich der Methoden des Terrors bedienen, Angst machen vor den Folgen ihrer Taten, sind in höchstem Maße falsch. Erstens nehmen Terroristen diese Konsequenzen in Kauf, zum zweiten sind sie überzeugt, daß, wenn sie gefaßt werden, in einer relativ kurzen Zeit die Möglichkeit haben, freigepreßt zu werden. Und drittens fühlen sie sich aufgehoben dadurch, daß sie als mutige Menschen einer Gesinnungsgemeinschaft, "die sie nie vergißt", bestehen. Ich habe mich einmal mit dem Problem des Terrors beschäftigt und gemeint:
"Als die Engländer noch in Palästina waren, gab es heftige israelische Terroraktionen gegen sie. Im damaligen Palästina waren Männer wie Begin und Shamir an ihnen beteiligt. 1947 sprengten Begins Leute das ,King David‘-Hotel, wobei 91 Menschen den Tod fanden (unter ihnen 41 Araber, 28 Briten und 17 Israelis). Am 17. September 1948 wurden der Graf Folke Bernadotte, der Beauftragte der UNO, und ein französischer Oberst namens Sérot ermordet. Bernadotte sollte ein Vermittler zur Erfüllung der Resolution der UNO aus dem Jahre 1947 sein. Auf dem Boden Palästinas sollten ein arabischer und ein israelischer Staat entstehen. Er hat Zehntausende Juden aus dem Konzentrationslager befreit. In Afrika gab es die gefürchtete ,Mau-Mau‘-Bewegung, geführt von Kenyatta, dem späteren Präsidenten Kenyas (...). Es gab und gibt Terroristen in Deutschland und Italien um des Terrors wegen.
Die Terroraktivitäten verschiedener palästinensischer Gruppen aber haben ihren Urgrund im ungelösten Palästinenserproblem. Jüngst fand ein Gegenterrorakt der Israelis in Tunis statt.
Der Gegenterror hat nichts gebracht. Was also tun? Dort, wo der Terror nationale Ursachen hat, sollte man versuchen, ihm politisch entgegenzutreten, die öffentliche Aufmerksamkeit diesen unterdrückten Völkern zuzuwenden, Armeniern, Kurden, Palästinensern, Schwarzen, statt einfach zur Tagesordnung überzugehen. Es handelt sich um die Anerkennung ihrer nationalen Kultur und Schicksalsgemeinschaft, Man sollte die Bereitschaft zum Verhandeln nicht zurückweisen."