Issam Sartawi, unser gemeinsamer Freund, begann als Terrorist, und Uri Avnery schildert das in besonders kenntnisreicher Weise.
Ich schreibe diese Zeilen in einem Augenblick, in dem in Israel eine Entwicklung eingetreten ist, die - so glaube ich - unumkehrbar geworden ist. Ich bin der Meinung, daß die von Israel in den besetzten Gebieten angewandten Methoden rasch einem Höhepunkt zustreben. Wenn eines Tages die realistische Beurteilung des Konfliktes durch die PLO durch eine andere Haltung, etwa fundamentalistischen Charakters, ersetzt wird und sich die Lage noch dramatischer gestalten wird, werden sich Kämpfe von heute unfaßbaren Ausmassen ergeben. Erinnern wir uns: Die Herrschaft des Schah Reza Pahlevi schien auf den "ehernen Fundamenten" einer mächtigen Polizei und einer disziplinierten Armee zu ruhen.
Der Staat Israel kann nur bestehen in einer friedlichen Umgebung, und das hängt vor allem von der Anerkennung der Palästinenser und ihrer Rechte ab. Wenn einmal vor der Al Aksa-Moschee in Jerusalem Zehntausende sich versammeln und auch die Salven israelischer Soldaten sie nicht davontreiben können, weil sie durch ihren Opfertod rascher im Paradies sind, d. h. wenn sie von Todessehnsucht erfüllt sind, dann kann es zu spät sein. Dann werden die Ereignisse einer Entwicklung zutreiben, die unabsehbar ist und die Supermächte, die bisher nicht hören wollten, werden dann ein hohes Maß an Verantwortung für diese Entwicklungen tragen. Heute schiene mir noch Zeit für mutige und entschlossene Schritte, das schreckliche Schicksal des Massensterbens und der Existenz Israels in eine andere Richtung zu lenken.
Wie lange noch? Mir werden seit Jahrzehnten von allen Seiten Vorwürfe gemacht, die erste Begegnung mit Arafat in meiner Eigenschaft als Vorsitzender der Fact-Finding-Mission der Sozialistischen Internationale in Kairo habe heftigste Ablehnung gefunden. Heute sieht man es anders. Die Ergebnisse der Mission, die zu dem Schluß kam, daß es keine andere Lösung als die eines palästinensischen Gemeinwesens geben wird, werden auch heute anders gesehen. Unlängst sagte mir ein kluger Mann in London, übrigens ein Mann jüdischer Herkunft, im Interesse Israels müsse der Teil herausgeschnitten werden, der eine ewige Ursache immer schwererer Konflikte sein werde. In diesem Teil sollte der Palästinensische Staat sich entwickeln und die Annäherung zu einem inzwischen friedensbereiten Israel und einem kooperationswilligen Palästina erfolgen. Das klang zwar vor einiger Zeit noch wie eine Illusion, heute wäre es die wünschenswerteste Entwicklung. Dem Expansionismus der israelischen Rechten, die auf den Gaza-Streifen und die West Bank nicht zu verzichten bereit ist, muß ein Konzept der Zusammenarbeit entgegengestellt werden. Man bedenke doch die in der Zwischenzeit eingetretenen Entwicklungen. Ein Beispiel nur: Das früher arabische Haifa wurde durch Vertreibungen und Ausrottungen 1948 dezimiert bis auf 3.000