näherkamen, erkannten wir, daß es zur Schau gestellte Sprengbomben, Phosphorgranaten und andere Früchte der modernen Massenvernichtung waren, die über der Stadt niedergegangen waren. Wir besuchten auch die Flüchtlingslager Sabra und Chatila, nicht ahnend, daß diese Namen zwei Monate später in aller Munde sein sollten.
Als besondere Gunst erlaubte man uns eine Begegnung mit dem einzigen israelischen Gefangenen, den es zu der Zeit in Beirut gab, einem israelischen Piloten, der über dem Südlibanon abgeschossen worden war. Die PLOTruppen hüteten ihn wie ein Juwel, und er hatte mit seinen Bewachern herzlichste Freundschaft geschlossen. Immer, wenn Israelis und Palästinenser sich treffen, spielt die gegenseitige Neugier in ihrem Verhältnis eine große Rolle.
Es war schon später Nachmittag, als wir von denselben Leuten, die uns abgeholt hatten, wieder zum Kontrollpunkt am Museum zurückgebracht wurden. Als ich mich von Major Fathi verabschiedete, warnte mich der Kommandeur des Kontrollpunkts: "Schauen Sie mal, da drüben hinter dem Haus, da steht ein israelischer Panzer. Seien Sie vorsichtig!"
Eine eigenartige Bemerkung, da warnt mich ein feindlicher Soldat vor meinen eigenen Soldaten. Aber er hatte recht. An eben diesem Tage hatte die israelische Armee an der Front rings um Westbeirut Stellung bezogen, vom Meer bis zum Meer.
Als wir nach Westbeirut fuhren, passierten wir vier Militärkontrollen - die der Falangisten, der libanesischen Armee, der PLO-Truppen und der Reste der syrischen Armee in der Stadt. Auf dem Rückweg mußten wir fünf Linien überqueren.
Es war ganz einfach. Die israelischen Soldaten im Panzer kamen gar nicht auf die Idee, daß im Wagen des deutschen Fernsehteams Israelis sitzen könnten. Das änderte sich eine Stunde später. Wir rasten in unserem eigenen Wagen zurück nach Israel, um Bericht zu erstatten. Als wir durch Sidon fuhren, stockte uns der Atem bei der Rundfunknachricht aus Jerusalem: Der PLOSprecher in Beirut hatte unsere Begegnung mit Yassir Arafat bekanntgegeben. In Israel brach die Hölle los. Wir waren bei Tyrus, als wir hörten, drei Kabinettsmitglieder verlangten, daß ich des Hochverrats angeklagt werde, und ein Sprecher verkündete, das israelische Kabinett werde sich bei seiner nächsten Sitzung mit der Sache befassen. Wir konnten nicht mehr sicher sein, bei der Grenzkontrolle nicht festgenommen zu werden.
Da fiel mir plötzlich etwas ein. Ein libanesischer Anhalter, den wir am Abend zuvor von Junia nach Beirut mitgenommen hatten, hatte in meinem Wagen ein Päckchen Haschisch zurückgelassen. Vielleicht hatte er es vergessen, vielleicht sollte es aber auch ein Geschenk für seine neugewonnenen israelischen Freunde sein. Jetzt kam ich wieder darauf. Wie entsetzlich, wenn nach einer solchen Begegnung Haschisch in unserem Wagen gefunden würde! Es