aufgesucht hatte). Meine Wohnung diente meiner Einheit als Arsenal, ein Verbrechen, auf das damals die Todesstrafe stand. Ich schleppte Schußwaffen zum Exerzieren. Die Gefahr war berauschend. Nach britischen Maßstäben war ich Terrorist, nach unserer Definition Freiheitskämpfer. Diese Lektion habe ich seither nie vergessen: Jeder Terrorist ist in den eigenen Augen ein Freiheitskämpfer, ein Freiheitskämpfer ist in den Augen seines Feindes stets ein Terrorist.

Ich verließ die Irgun im Jahre 1941, ein Jahr bevor Menachem Begin nach Palästina kam, der schließlich die Führung der Organisation übernahm. Inzwischen war ich siebzehn, und es war mir zunehmend unmöglich geworden, die rechte, reaktionäre und araberfeindliche Haltung der Irgun zu unterstützen.

Die Jahre in der Irgun sind für mich in mancher Hinsicht wichtig gewesen. Heute helfen sie mir verstehen, was in den Köpfen junger Palästinenser vorgeht, die sich den Fedajin-Organisationen anschließen. Immer wenn ich mich frage, wie wohljunge Palästinenser in den von uns besetzten Gebieten in einer bestimmten Situation reagieren werden, versuche ich mir vorzustellen, wie ich selbst mit sechzehn Jahren war. Wie hätte ich empfunden? Was hätte ich getan?

Fünf Jahre später, 1946, gründete ich eine neue Gruppe. Wir nannten sie , Junges Palästina1 (Hebräisch Eretz Israel Hatzeira), aber sie hieß allgemein ,die Kampfgruppe1, das war nämlich der Name des Blattes, das wir herausgaben. Wir verkündeten ein neues Glaubensbekenntnis, das zu seiner Zeit ziemlich revolutionär war: Daß wir Juden in Palästina eine neue hebräische Nation bildeten, die mit dem jüdischen Volk verbunden, aber von ihm gesondert sei, daß wir zur Dritten Welt gehörten, daß unser eigener Nationalismus und die arabischen Nationalbewegungen sich zu einer gemeinsamen "semitischen" Front zusammentun müßten, um den Kolonialismus zu bekämpfen und einen neuen, freien und fortschrittlichen Nahen Osten zu schaffen (den wir die Semitische Region nannten).

Der Kampf um Palästina war inzwischen immer erbitterter geworden. Juden, Araber und Briten brachten sich gegenseitig um. Die Tage des britischen Mandats in Palästina neigten sich ihrem Ende zu. Der Beschluß der Vereinten Nationen zur Teilung des Landes in einen jüdischen und einen arabischen Staat war das Signal für den Ausbruch eines ausgewachsenen Krieges zwischen den beiden Völkern Palästinas.

Einige Wochen vor Kriegsausbruch veröffentlichte ich eine Broschüre mit dem Titel "Krieg oder Frieden in der Semitischen Region". Darin skizzierte ich den Plan einer semitischen Föderation im Nahen Osten und der Zusammenarbeit von Hebräern und Palästinensern in Palästina. Eine englischsprachige Kurzfassung dieser Broschüre schickten wir an arabische Zeitungen im ganzen Nahen Osten, und einige davon zitierten sie auch.

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