Fast drei Jahre später, als ich ihn zum letzten Mal lebend sah, sollte mich Hammami selbst erinnern: "Wir haben einen Fehler gemacht. Wir haben unseren Leuten in Beirut gesagt, Uri Avnery ist ein guter Mann, wir müssen mit ihm reden. Das ist nicht wahr. Wir müssen nicht mit euch reden, weil ihr nette Leute seid, die uns verstehen. Wir müssen mit euch reden, weil ihr unsere Feinde seid, weil wir Frieden schließen müssen. Frieden schließt man nicht mit Freunden, Frieden schließt man mit Feinden."

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Natürlich machte ich keine Notizen. Später, als er gegangen war, warf ich einiges aufs Papier, was mir im Gedächtnis geblieben war.

Worüber reden zwei Feinde, wenn sie sich zum ersten Mal begegnen?.

Die erste Regung, die alle anderen verdrängt, ist Neugier, blanke, überwältigende Neugier. Wer ist er? Was für ein Mensch? Woher kommt er? Wie arbeitet sein Verstand? Was reizt ihn?

Ich glaube, das erste, über das wir sprachen, war sein Vaterhaus, das Haus in Jaffa, daß er im Alter von sieben Jahren verlassen hatte. Wo lag es? Er versuchte, das Gebäude zu beschreiben, irgendwo in der Nähe des islamischen Friedhofs. Wo genau? Wie heißt die Straße jetzt? Er wußte es nicht. Wie hieß sie damals? Er erinnerte sich nicht. Ich nahm ein Blatt Papier und versuchte, den Plan des Viertels grob zu skizzieren. Er erwähnte ein nahegelegenes jüdisches Vorstadtviertel namens Bayit we-Gan, ein Name, den ich längst vergessen hatte, weil er vor vielen Jahren in Bat Yam geändert worden war. Ein paar Minuten lang verloren wir uns in Erinnerungen, Erinnerungen an seine Kindheit, meine Jugend.

Und zwischen uns stand unausgesprochen die Tragödie der palästinensischen Flüchtlinge.

Ich versprach ihm, nach dem Haus Ausschau zu halten, wenn ich zurück wäre, es von einem meiner Fotografen knipsen zu lassen und ihm das Bild zu schicken. Und ich tat das auch ein paar Tage später. Aber es war das falsche Haus. Das wiederholte sich nach jedem unserer Treffen. Ich habe das richtige Haus nie gefunden. Viele Stunden habe ich darauf verwandt, es zu suchen, ich befragte alte Araber in Jaffa, die mich mit abgrundtiefem Mißtrauen ansahen und die finsteren Beweggründe dieses Juden fürchteten, der nach dem Haus des bekannten PLO-Offiziers fragte. So fand ich nie das Haus von Adel Hammami, ehemals zweiter Bürgermeister von Jaffa, nie die Geburtsstätte meines Freundes, meines Feindes.

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