Bei unseren vielen Konferenzen, bei allen Gesprächen mit Hammami kamen wir unweigerlich auf ihn selbst. Es war ganz unmöglich, seine
persönliche Geschichte von der Geschichte der PLO zu trennen oder gar von der Geschichte seines Volkes.
Wenn wir beide in einem Hotelzimmer in der Oxford Street zusammensaßen, wenn wir in einem türkischen Restaurant an der Edgware Road zu Mittag aßen oder durch Londoner Straßen liefen, bombardierte ich ihn mit Fragen nach seinem Leben, seinen Erlebnissen, seinen Empfindungen. So fügte sich mir ganz allmählich seine Lebensgeschichte zusammen. Die typische Geschichte eines palästinensischen Flüchtlings, eines militanten politischen Aktivisten und am Ende eines Märtyrers.
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Ein einziger schwarzer Tag überschattete sein ganzes Leben. Er entsann sich nicht einmal des genauen Datums. Er war damals erst sieben Jahre alt. Aber er wußte noch den Monat: Es war im Mai 1948.
Für die Israelis hat dieser Monat eine besondere Bedeutung. Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel offiziell geboren. Ich, siebzehn Jahre älter als Hammami, kämpfte damals an der Jerusalemer Straße und gegen Ende Mai an der Küstenstraße, über welche die Ägypter nach Tel Aviv Vordringen wollten. Für Said Hammami war es der Monat seiner Tragödie.
Arabisch-Jaffa fiel. Das Notstandskomitee, das die belagerte Stadt regierte, Unterzeichnete am 13. Mai die Kapitulationsurkunde. Tausende von Einwohnern, voran die Reichen, waren schon zu Lande oder zu Wasser geflohen, bevor die Stadt von Truppen der Haganah und der Irgun ganz eingekreist war. Adel Hammami war nicht geflohen. Er war ein geachteter Bürger, Mitglied des Gemeinderates, Eigentümer eines großen Hauses im Jebalija-Viertel und anderer Liegenschaften. Er beschloß, zu bleiben.
Eines Morgens erschien ein Trupp Haganahsoldaten an der Haustür. Ihr Anführer verkündete, daß die Familie Hammami wie alle ihre Nachbarn die Häuser unverzüglich zu räumen hätten.
In das Gedächtnis Saids, des Siebenjährigen, hat sich dies Ereignis tief eingebrannt. Der wartende Haganah-Lastwagen draußen, die Familie, die ein paar Habseligkeiten hinausschleppte, die Fahrt auf dem Lastwagen nach Beth Dagan, einem Dorf etwa fünfzehn Kilometer nach Osten. Dort hieß man sie