Hunderttausende von palästinensischen Flüchtlingen, die aus israelisch besetzten Territorien geflohen oder gewaltsam vertrieben worden waren, vegetierten in tiefstem Elend in Flüchtlingslagern überall im Nahen Osten. In der West Bank und im Gaza-Streifen war die palästinensische Bevölkerung einer erbarmungslosen Diktatur unterworfen.
Dies waren die Jahre der palästinensischen Verzweiflung. Nur das Königreich Jordanien verlieh ihnen die Staatsbürgerschaft, um die Annektion abzusichern, die erzwungen wurde, indem man ein paar Prominente in Jericho versammelte und ihnen ihr Einverständnis abpreßte. Überall sonst waren die Palästinenser staatenlos, bar aller Bürger-, ja Menschenrechte. Sie waren der Willkür der Geheimpolizei ausgesetzt, die Unruhestifter über die nächstgelegene Grenze abschieben konnte, die sie verhaften, foltern, ihres Lebensunterhalts berauben konnte.
Während sie den Palästinensern die Minimalbedingungen eines menschenwürdigen Daseins verweigerten, nutzten die arabischen Regime die palästinensische Sache für eigene Interessen. Die israelische Regierung konnte mühelos behaupten, die Palästinenser seien nichts anderes als eine Erfindung diverser arabischer Diktatoren.
Doch wie der Geist von Hamlets Vater spukten die Palästinenser weiter durch den Nahen Osten.
In den fünfziger Jahren war die arabische Welt von zwei entgegengesetzten Konzepten zerrissen - der kaumi-Idee von der allumfassenden arabischen Nation und der wotan-ldee, die die Individualität jedes einzelnen arabischen Volkes betont. Die Palästinenser verschrieben sich natürlich mit Begeisterung dem kaumi-Konzept, das die Baathisten vertraten und später Gamal Abd-elNasser. Sie hatten nichts zu verlieren als ihr Elend. In einer großen arabischen Nation und staatlichen Organisation konnten sie zu Gleichen unter anderen Arabern werden. Schon in den vierziger Jahren hatten an der amerikanischen Universität in Beirut auch Palästinenser wie Georges Habasch eine Rolle gespielt, als die Bewegung arabischer Nationalisten entstand, der später die Volksfront für die Befreiung Palästinas entsprang.
In den Anfangsjahren des Staates Israel gingen Palästinenser häufig über die Grenzen. Zuerst waren es Bauern, die zur Nachtzeit zurückkamen, um etwas von ihrer Ernte zu holen, vielleicht auch in dem Glauben, sie könnten zurückkehren in ihre Dörfer, die zu Hunderten verlassen auf dem Boden standen, der jetzt Israel hieß. Bald wurden diese Dörfer von israelischen Bulldozern eingeebnet, so daß meistens keine Spur von ihnen übrig blieb. Auch dann kamen sie noch, hier und da tötend, meist unter den Fittichen ägyptischer oder jordanischer Geheimagenten. Jetzt nannte man sie Fedajin - ,die sich für die heilige Sache opfern1 -, ein tief in der arabischen Geschichte wurzelnder Begriff.
Während des Sinai-Krieges von 1956, als Israel den Gaza-Streifen okkupierte,