kämpfen, um ihre selbständige Existenz in dem Raum zu beweisen und um einen Kompromiß zwischen Israel und den arabischen Regimen unter Ausschluß der Palästinenser zu verhindern.

Die Fatah hat entsetzliche Greueltaten begangen. Aber sie hat gewiß die beiden Ziele erreicht, die Arafat gesetzt hatte. Das bestätigte Jahre später kein Geringerer als der große Terrorismusexperte Itzhak Schamir, der spätere Ministerpräsident Israels. Von einem britischen Historiker nach der Wirksamkeit des Terrors befragt, wie ihn die ,Gruppe Stern1 ausgeübt hat, rechtfertigte Schamir seine Aktionen am Beispiel der PLO: die PLO, sagte er, hätte gar nichts erreicht, wenn sie nicht Terror ausgeübt hätte.

Ausgangspunkt der Politik Arafats war ein profundes Mißtrauen gegenüber den arabischen Regierungen, ein mit tiefer Bitterkeit vermischtes Gefühl, das eins der Grundelemente des neuen palästinensischen Bewußtseins ist. Ich entsinne mich, daß diese Bitterkeit, die in jedem Wort mitschwang, das Hammami sagte, für mich wie eine große Offenbarung war. Noch heute haben die meisten israelischen Führer keine Ahnung von dieser fundamentalen Bedingung der palästinensischen Mentalität. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß die Fatah nicht nur gegen Israel gegründet wurde, sondern auch gegen alle arabischen Staaten und ihre verhaßte Heuchelei, mit der sie sich als Hüter der enteigneten Palästinenser aufspielen.

Als Arafat und seine Mitstreiter ihre Idee vom bewaffneten Kampf vorbrachten, argumentierten anfangs viele Palästinenser, sie sei "nicht logisch", ein Kommentar, den die Gründer der Fatah nie vergaßen. Arafats Gegner schlugen vor, zunächst ein Netz von Zellen in der ganzen palästinensischen Diaspora zu schaffen, um den Kampf ordentlich vorzubereiten. Arafats Antwort lautete: "Wenn wir in Nablus und Hebron Zellen bilden, werden die Israelis kommen und diese Orte erobern."

Im Januar 1965 begann die Offensive der Fedajin gegen Israel. Der erste Fedaj wurde bei Beth Govrin geschnappt. Er hieß Mahmoud al-Hedjazi, und er wurde zum Helden der Bewegung. Ein Militärgericht verurteilte ihn zum Tode, das Urteil wurde in Haft umgewandelt, und später wurde er gegen einen israelischen Gefangenen der Fatah ausgetauscht.

Mit dem Beginn des Fatah-Kampfes wurde der Bruch zwischen Palästinensern und Syrern gekittet - vorübergehend. Die Syrer begriffen, daß es sich lohnte, die Fatah zu unterstützen, um Abd-el-Nasser in den Krieg zu zwingen, den er nicht wollte. Die Zusammenarbeit der Fatah mit der syrischen Armee weitete sich von 1965 bis 1967 aus, die Zahl der in Syrien geplanten FatahAngriffe wuchs ständig und verursachte steigende Spannung überall an Israels Nord- und Ostgrenze. Damaskus rief den nationalen Befreiungskrieg aus, Ministerpräsident Eschkol und sein Stabschef Itzhak Rabin warnten Syrien öffentlich und drohten, das syrische Regime mit Waffengewalt zu stürzen. Alles ging nach Arafats Plan.

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