Karten aus der Hand und bekommt nichts dafür. Je moderater wir werden, um so expansionistischer werden die Israelis." Es war ein Argument, gegen das ich mich viele, viele Male wehren mußte. Ich glaube, die israelische Regierung hat es bewußt gefördert, um jedes Zeichen der Mäßigung in der PLO zu ersticken, denn es würde internationalen Druck auf Israel hervorrufen, über die West Bank und den Gaza-Streifen zu verhandeln.

An diesem Punkt wurde mir klar, daß es dringend nötig war, in Israel ein Gremium zu schaffen, das anstelle des Establishments handeln konnte und das so oder so auf die Zeichen der Mäßigung in der PLO reagierte; damit könnte es unseren Gesprächspartnern die Munition liefern, die sie für ihren Kampf um das Vertrauen ihres Volkes brauchten.

Ich muß hier anmerken, daß ich den Begriff "gemäßigt" so anwende, wie er vom westlichen Leser verstanden wird. Hammami, Sartawi und ihre Freunde haben sich immer gegen dieses Wort gewehrt, sie fanden es irreführend und ihrem Temperament nicht angemessen - wie auch dem meinen. Sie waren nicht gemäßigt in ihren Forderungen nach palästinensischer Unabhängigkeit und nationalen Rechten. Wenn sie glaubten, diese Forderungen könnten nur durch Frieden und Versöhnung durchgesetzt werden, dann war das eine realistische Einschätzung. Nach eigenem Urteil waren sie die Realisten, nicht die Gemäßigten.

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In den ersten Monaten des Jahres 1975 fand in Tel Aviv eine Reihe von Konferenzen zur Erörterung der Palästinenserfrage statt. Es war eine der periodischen Anstrengungen, die unterschiedlichen Kräfte des Friedenslagers auf der Grundlage zu einen, daß man dafür war, das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser und die Notwendigkeit von Verhandlungen mit der PLO anzuerkennen.

Die Debatte zog sich endlos hin. All die geistigen Sperren, die auch Aktivisten des Friedenslagers in der Palästinenserfrage und besonders gegenüber der PLO haben, kamen zum Vorschein. Nach mehreren Sitzungen, die zu nichts anderem führten als zu neuen Debatten, hatte ich es satt. Jeder redete; jeder der Anwesenden hatte eine andere Idee; beinahe jeder hatte etwas gegen die Teilnahme eines anderen. Das einzige Resultat war ein erneuertes Gefühl der Ohnmacht.

Ich entschied mich für einen anderen Weg: Eine sehr kleine Gruppe Gleichgesinnter sollte den entscheidenden Schritt tun, sollte eine unzweideutige Erklärung herausgeben und dann andere aufrufen, sich anzuschließen. Auf diese Weise konnte eine Menge fruchtloser Diskussion vermieden werden.

Amos Kenan, einer der begabtesten Schriftsteller Israels, den die endlosen Streitereien der diversen Friedensgruppen ebenso anödeten wie mich, war im

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