Nach meinen ersten Gesprächen mit Hammami fragte ich mich, an wen ich mich wenden müßte, um die Keimzelle einer pro-palästinensischen Lobby im Kabinett zu schaffen. Ich wählte Jigal Allon, den neuen Außenminister, mit dem ich seit vielen Jahren befreundet war. Im Jahre 1948 hatte ich unter seinem Kommando an der ägyptischen Front gekämpft, und seitdem hatte ich viele, meist vertrauliche Gespräche mit ihm geführt.
Am 4. Februar 1975 hatte ich ihm geschrieben, um ihn über mein Treffen in London zu informieren und ihm ein Gespräch anzubieten, in dem ich ihm mehr darüber erzählen könnte. Es folgte ein seltsames Schweigen. Nach einer Woche rief mich sein Sekretär an. Der Außenminister sei leider äußerst beschäftigt. Es sei ihm - zu seinem größten Bedauern - zeitlich einfach unmöglich, mich zu empfangen. Wenn ich ihm jedoch Informationen zu übermitteln wünschte, wäre sein Sekretär nur zu gern bereit, sich mit mir zu unterhalten. Ich lehnte höflich ab.
Ich wußte, wo die Schwierigkeit lag. Jigal Allon war nicht nur charmant und intelligent, er war auch ein moralischer Feigling. Diese Schwäche war es, die seine Laufbahn zum Scheitern verurteilte. Mehrere Male streckte ihm die Göttin Fortuna lächelnd die Hand hin und er hatte Angst, sie zu ergreifen. Jetzt fürchtete er offenbar die Verseuchung durch meine PLO-Kontakte, deren Legaliät noch zweifelhaft war.
In diesem Stadium wollte ich nicht an Rabin selbst herantreten. Damit wollte ich warten, bis ich mehr handfeste Vorschläge zu machen hatte. Stattdessen bat ich um ein Gespräch mit dem Mann, den ich als den intelligentesten Menschen im Kabinett betrachtete - mit Justizminister Haim Tsadock. Ich traf ihn am 14. Februar in seinem Büro in Tel Aviv. Das Thema war ihm ganz neu und er war höchst interessiert. Ich erzählte ihm, so viel ich konnte, und bat ihn, den Ministerpräsidenten zu unterrichten. Das alles lag im Rahmen meiner Übereinkunft mit Hammami: Ich konnte, unter Geheimhaltung, jeden informieren, den ich für geeignet hielt, um unsere gemeinsame Aufgabe zu erleichtern.
Einige Monate später berichtete ich Rabin schriftlich über meine Gespräche mit Sowjetvertretern während einer nutzlosen Konferenz, die, überwiegend kommunistisch gelenkt, im Juli in Rom stattgefunden hatte. Er schickte mir einen herzlichen Dank.
Er war also im Bilde. Als ich ihm nach meiner zweiten Gesprächsrunde mit Hammami schrieb und um einen Termin bat, kam die Antwort postwendend und war positiv.
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