Genesungswünsche

Ich liege im Krankenhaus. Am 18. Dezember 1975 hat es einen Anschlag auf mein Leben gegeben. Ein junger Mann, der in der Nähe meiner Wohnungstür auf mich gewartet hatte, stach mehrmals auf mich ein und verfehlte nur knapp mein Herz. Es war fast siebenundzwanzig Jahre nach dem Tag, an dem ich im Krieg verwundet wurde. Ich spreche mit dem Bürgermeister von Tel Aviv, der mich besuchen kommt. Seit Tagen kommen nun Mitglieder der Knesset, Aktivisten des Friedenslagers und sogar ein leibhaftiger General der israelischen Armee, der für seine araberfeindliche Haltung bekannt war, und machen Krankenbesuch an meinem Bett. Jeder einzelne wird von den Schwestern in heller Aufregung angekündigt, für sie ist es eine Parade der Berühmtheiten.

Eine hübsche jemenitische Schwester kommt herein, aufgeregt wie üblich. "Da ist ein Anruf für Sie aus London, ein Mann namens Sam. Sie müssen im Zimmer der Oberschwester an den Apparat gehen. "

Ich steige aus dem Bett, so gut ich kann. Ich nehme den Hörer auf. Die vertraute Stimme sagt: "Sie haben uns Sorgen gemacht, Sie Teufelsbraten!"

Wir ulken ein bißchen herum. Er sagt: "Der Alte wünscht Ihnen rasche Genesung."

Noch ein bißchen Gefrotzel, dann lege ich auf. " Wer war denn das?"fragt die hübsche jemenitische Schwester neugierig.

"Ach, nur ein Freund", sage ich.

Wenn ich ihr erzählt hätte, wer dieser Freund war und wer der Alte ist, der mir gerade gute Genesung gewünscht hatte - der gefürchtete Erzterrorist höchstpersönlich -, sie wäre bestimmt in Ohnmacht gefallen.

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