Die Gründung des Israelischen Rates ist zur Kenntnis genommen worden, sagte er, und hat ein breites, positives Echo ausgelöst. Daß keine offizielle Reaktion kam, ist nicht von Belang. Wichtig ist, daß die Tatsache selbst überall in der arabischen Welt veröffentlicht wurde. Es ist auch durchaus bekannt, daß der Rat ein zionistisches Gremium ist, daß er einen zionistischen Staat unterstützt. Seine Zusammensetzung ist eindrucksvoll.
Inzwischen waren Hammami und ich uns so nahegekommen, daß wir uns über nichts mehr streiten mußten außer über Taktiken und Timing. Während wir darauf warteten, daß sich die Fatah-Führung hinsichtlich ihrer Kontakte zum Israelischen Rat endgültig schlüssig würde - ein Prozeß, über den ich zur der Zeit nur Mutmaßungen anstellen konnte, weil Hammami mir nie etwas Definitives über die interne Struktur des Führungsgremiums erzählte -, verglichen wir unsere Erwartungen an die Zukunft und stellten uns Fragen, die noch nie ernsthaft gestellt worden waren. Wenn der Palästinenserstaat entstehen sollte, wer wäre an der Macht? Welches Verhältnis bestünde zwischen den örtlichen Führern, die starken Rückhalt in der bestehenden Sozialstruktur haben, und der PLO-Führung, die aus dem Ausland zurückkäme? Welches soziale Bild würde sich bieten? Wie weit konnte man sich zur Finanzierung des Wiederaufbaus und der Ansiedlung der Flüchtlinge auf saudisches Geld stützen?
Hammami meinte, es würde etwa fünf Jahre dauern, bis die Lage in dem neuen Staat sich stabilisiert hätte. Später, vielleicht in fünfundzwanzig Jahren, wäre ein Dreistaatenbund mit Israel, Palästina und Jordanien möglich.
Er sei optimistisch. Arafat sei jetzt uneingeschränkt für einen Palästinenserstaat an der Seite Israels. Die Amerikaner würden erkennen, daß sie die PLO nicht vernichten können, und dann würden sie zu einer Regelung mit ihr finden. Der Wendepunkt wäre gekommen, wenn ein amerikanischer Abgesandter nach Beirut käme, um sich offiziell mit Arafat zu treffen.
Es gehe seinen Gang. Bald, vielleicht sehr bald schon werde die PLO unweigerlich offizielle Kontakte zu unserem Rat aufnehmen. Hammami erwartete selbstverständlich, daß er für diese Kontakte zuständig sein werde.
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Am 21. April 1976, nach meiner Rückkehr aus London, schickte ich dem Ministerpräsidenten einen langen Brief, in dem ich ihm von meinen Gesprächen mit Hammami und auch mit dem österreichischen Kanzler Bruno Kreisky, den ich auf dem Rückweg in Wien besucht hatte, berichtete (oder besser erzählte, da er ja Bedenken dagegen hatte, daß ich ihm berichtete). Kreisky war ich schon zweimal begegnet, einmal zu einem vierstündigen Interview, beim zweiten Mal zum privaten Gespräch an dem Tag, als Anwarel-Sadat ihn in seinem Amt aufgesucht hatte. Es hatte Gerüchte in Wien