gegeben, ich sei in Kreiskys Büro mit Sadat zusammengetroffen, aber das war nicht der Fall.

Über die Hammami-Gespräche schrieb ich:

"Bei zwei Gesprächen am 31. März und am 4. April gab er mir folgende Einschätzung der Lage: Zur Zeit ist eine abgestimmte amerikanisch-syrischjordanisch-israelische Offensive gegen die PLO (im Libanon) im Gange. Es ist der letzte Versuch, die PLO zu zerschlagen. Er wird wegen des Gleichgewichts der Kräfte aufgrund der und durch die innerarabischen Beziehungen nicht gelingen.

Nach dem Fehlschlag dieses Versuchs und nach den Wahlen in den Vereinigten Staaten (im November 1976) werden die USA eine neue Phase eröffnen und auf ein Bündnis mit der PLO hinarbeiten. Die PLO wird einverstanden sein. Yassir Arafat ist zur Schaffung eines Staates in der West Bank und dem Gaza-Streifen mit amerikanischer Hilfe bereit. Die gegenwärtige Wiederannäherung zwischen Arafat und Habasch dient dem Zweck des Schutzes gegen Syrien, ist aber auch eine Bemühung Habaschs, seine extremen Positionen aufzugeben und sich der Posistion der PLO-Mehrheit, d. h. der Fatah anzunähern.

... Hammamis Einschätzung ist: Wenn in der West Bank und im Gaza-Streifen ein Palästinenserstaat gebildet wird, wird er fünf Jahre brauchen, um sich zu stabilisieren. Nach fünfundzwanzig Jahren wird eine Föderation der Staaten Israel, Palästina und Jordanien zustande kommen. Er sagt, daß überhaupt kein Zweifel besteht, daß Arafat selbst diese Lösung voll unterstützt!"

Wenn ich einen Funken Hoffnung hatte, dies würde Rabin davon abhalten, aktiv an der Libanon-Tragödie gegen die Palästinenser mitzuwirken, dann wurde ich bald enttäuscht. Der nächste Abschnitt unseres Kontakts zur PLO fand im Schatten einer eskalierenden israelischen Einmischung in den libanesischen Bürgerkrieg mit dem Ziel der endgültigen Vernichtung der PLO statt. Während ich an Rabin schrieb, drangen die Syrer bereits in den Libanon ein. Sie entschlossen sich dazu, nachdem sie von der maronitischen Führung dazu aufgefordert worden waren und nachdem sie von den Vereinigten Staaten die Versicherung erhalten hatten, daß sowohl Washington als auch Jerusalem einverstanden seien. In späteren Gesprächen erklärte Rabin, daß es ihm lieber wäre, wenn die Syrer den ganzen Libanon besetzten, nicht nur weil das die syrischen Truppen weit streute und die Gefahr eines syrischen Angriffs gegen Israel minderte, sondern auch weil man sich darauf verlassen konnte, daß die Syrer alle palästinensischen Angriffe gegen Israel verhindern würden. Die Erfahrung auf den Golanhöhen habe gezeigt, daß überall dort, wo israelische und syrische Truppen sich direkt gegenüberstünden, Auge in Auge, Frieden herrschte. Da sie wüßten, daß jeder lokale Zwischenfall sich zum ausgewachsenen Krieg ausweiten könnte, hielten die Syrer ihre palästinensischen Knechte mit eiserner Hand im Zaum.

Tatsächlich, nach dem syrischen Einmarsch im Libanon sprach sich Rabin dafür aus, die Syrer gleich bis zur israelischen Grenze durchmarschieren zu

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