Vielleicht noch wichtiger als die stundenlangen ernsthaften Diskussionen waren die persönlichen Anmerkungen. Wir lernten uns gegenseitig schnell kennen und schätzen.
Etwas war uns allen gemeinsam, trotz der erheblichen Unterschiede der Persönlichkeit. Keiner von uns war ein praxisferner Utopist, ein Urpazifist der Art, die Amerikaner "tränende Herzen" nennen. Wir hatten alle einmal gekämpft. Peled, Pail und ich waren im jüdischen Untergrund gewesen und später in der israelischen Armee. Peled und Pail waren langjährige Berufssoldaten. Arnon war in Holland während der deutschen Besetzung im Untergrund gewesen. Sartawi war einmal Fedajinführer, und alle drei Palästinenser waren natürlich PLO-Offiziere.
Sartawi erzählte später häufig eine Episode von seiner ersten Begegnung mit Peled. Sie hatten über Frieden geredet und völlige Übereinstimmung erzielt, aber dann hatte Sartawi gesagt: "Wenn wir den Friedensvertrag zwischen Israel und dem palästinensischen Volk haben, müssen wir noch einen letzten Krieg führen." Als Peled überrascht fragte, wieso, erklärte Sartawi: "Wir sind zu oft auf dem Schlachtfeld gedemütigt worden, wir müssen einen letzten Sieg erringen, um unsere Selbstachtung wiederherzustellen." "Aber", fügte Sartawi hinzu, "General Peled hat mich dann überzeugt, daß wir anstelle eines Krieges ein Fußballspiel austragen sollten."
Beim Essen vertraute ich Sartawi an, daß Ariel Scharon, dem ich einige Tage zuvor gesagt hatte, daß ich einen führenden PLO-Funktionär treffen würde, mich mit einer geheimen Mission betraut hatte. Scharon hatte den von ihm selbst geschaffenen Likud verlassen und war gerade dabei, eine eigene Partei namens Schlomzion zu gründen (,Der Frieden Zions1, außerdem der Name einer Makkabäerkönigin im jüdischen Altertum). Scharon bemühte sich, Beziehungen zu verschiedenen Teilen des politischen Spektrums zu pflegen, auch zu Kräften des Friedenslagers. Er suchte nach einer neuen Formel und hatte mich gefragt, ob ich nicht eine Begegnung zwischen ihm und Yassir Arafat arrangieren könnte.
"Worüber will er denn mit Arafat reden?1 wollte Sartawi wissen. "Ich glaube, er will ihm einen Handel anbieten: Die israelische Armee hilft, König Hussein zu stürzen, und setzt Arafat als Präsidenten Jordaniens ein, das dann Palästina genannt wird", erläuterte ich.
Sartawi brach in schallendes Gelächter aus, und das war es dann.
Vielleicht war es bemerkenswert, vielleicht auch nicht, aber beim Essen und Spazierengehen unterhielten wir uns über Themen, die weit über die Aktualität hinausreichten. Ich erzählte ihm von meinem Traum: eines Tages ein Buch über die Geschichte unseres gemeinsamen Landes zu schreiben, das für Israelis wie Palästinenser gleichermaßen akzeptabel wäre.
Ich erzählte ihm eine Geschichte, die Licht auf die psychologischen Verhältnisse des Konflikts warf. Meine Frau Rachel, die Lehrerin ist, hatte ihren