sprechen, in der sie die Feuerprobe bestanden und ihre menschliche Angst überwanden. Jedem Soldaten bleibt sie stets als gewaltige und schreckliche Schlacht im Gedächtnis.
Bald darauf aber trennte sich Sartawi von der Fatah und gründete seine eigene Organisation, die, Aktionsorganisation für die Befreiung Palästinas1. In dieser Phase war Sartawi nicht so sehr palästinensischer Nationalist als vielmehr Panarabist. Als Palästinenser, der im Irak aufgewachsen war, dessen Angehörige im Irak lebten und der mit einer Irakerin verheiratet war, fiel es ihm leicht, irakische Unterstützung zu finden. Im Juni 1970 wurde er als Vertreter seiner Organisation in den Vorstand der PLO gewählt, der aus siebenundzwanzig Mitgliedern bestand, und in ihr viel kleineres Sekretariat, das nur sechs Mitglieder hatte. Das war ein hoher Rang, der dem eines Ministers im inneren Kreis des Kabinetts entsprach.
Zehn Jahre später erzählte er mir mit einiger Bitterkeit: "Als ich ein Mann des Krieges war, bin ich zum Rang eines Kabinettsministers aufgestiegen. Als ich ein Mann des Friedens wurde, sank mein Status, und jetzt bin ich ein schlichtes Mitglied des Nationalrates. Wir Friedensleute sind wirklich dumm." Sartawis Organisation griff israelische Armeepatrouillen am Jordan an und führte mindestens einen großen terroristischen Anschlag aus: Seine Leute überfielen im Januar 1970 im Münchner Flughafen einen Bus mit El Al-Passagieren. Bei diesem Überfall wurde Hannah Maron, eine beliebte israelische Schauspielerin, verwundet. Ein Bein mußte ihr abgenommen werden.
Ich erzählte Sartawi, wie ich 1970 am Vorabend des Passah-Festes nach München gefahren war, um Hannah Maron im Krankenhaus zu besuchen und ihr israelischen Wein und Matzen zu bringen, die ungesäuerten Brotfladen, die die Juden am Passah essen. Hannah war als Kind ein Star des deutschen Films gewesen, und kurz vor dem Überfall hatte sie das israelische Publikum als singende und tanzende Dolly in dem berühmten Musical entzückt. Nachdem sie ihr Bein verloren hatte, lernte sie mit einem künstlichen Bein zu spielen und wagte sogar hier und da ein paar Tanzschritte. Sartawi, der inzwischen erkannt hatte, wie sinnlos Gewalt sein kann, sagte, er hoffe Hannah Maron kennenlernen und ihr sein Bedauern aussprechen zu können. Er bat mich, ihr das zu sagen, und als ich es tat, nahm sie es mit gemischten Gefühlen auf. Aber während des Libanonkrieges trat sie bei Kundgebungen der Friedensbewegung auf und sprach gegen Krieg und Gewalt. Die Begegnung zwischen beiden kam nie zustande.
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